Sri Lanka, wow, was für ein grünes und feuchtes Land! Schon aus dem Flugzeug konnte ich zig Palmen, Reisfelder und kleine Seen erkennen, ein krasser Unterschied zu den letzten Wochen, wo ich mich hauptsächlich in trockenen und von Wüsten umgebenden Landschaften aufhielt. Aus dem Flugzeug gestiegen und die von Regen geschwängerte Luft eingesogen und mich sofort wohl gefühlt, perfekt!
Eines vorneweg: ich treffe hier am laufenden Band auf andere Reisende, was vor allem nach dem etwas einsamen Aufenthalt im Sultanat Oman eine super Sache ist. Einziger “Nachteil”: ich komme nicht mehr sooft dazu meinen Blog zu schreiben…
Ich startete meinen Aufenthalt am 15.06.2015 in Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka. Nicht super schön, aber die Stadt hat durchaus ein paar interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie z.B. das National Museum, der chaotische Pettah Markt, der überteuerte aber hübsch gestaltete Old Dutch Hospital Complex, der Strandabschnitt Galle Face Green und der Viharamahadevi Park. Im Backpack Lanka lernte ich viele Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennen, entweder wie ich soeben in Sri Lanka angekommen oder kurz vor der Abreise. Der Austausch mit anderen Reisenden war extrem hilfreich, da ich selber noch keine Ahnung hatte, welche Orte ich denn in Sri Lanka besuchen will. Der Schweizer Philipp, der in Indien Architektur studiert, schenkte mir ein top aktuelles Buch über Sri Lanka: Sri Lanka, The New Country, geschrieben von der Inderin Padma Rao Sundarji. Spannende Lektüre über die Nachkriegszeit und mit persönlichen Geschichten der Autorin über frühere Begegnungen mit Vertretern der Armee und der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE). Schon krass, was hier in den letzten 30 Jahren alles passiert ist, und erstaunlich, wie wenig man davon sieht und spürt, wenn man bedenkt, dass der Krieg erst am 18. Mai 2009 beendet wurde.
Nach drei Nächten im Backpack Lanka konnte ich in das Haus von Sarahs Vater ziehen. Sarah ist eine gute Freundin von mir in Basel, und ihr Vater Sara (ohne h), geboren in Sri Lanka, lebte eine lange Zeit in der Schweiz, bevor er vor ein paar Jahren zurück nach Colombo zog. Ich wurde mega liebevoll umsorgt und von Saras Ehefrau mit fantastischen Curry Gerichten verwöhnt! Während meiner Zeit bei Sara nahm ich ein bisschen an Gewicht zu, nonstop wurden mir lokale Köstlichkeiten vorgelegt mit der Bemerkung “Eat, eat, it’s all for you!”, und ich liess mich natürlich nicht lange darum bitten, hmmm, das Essen hier schmeckt mir ausgezeichnet, ich ernähre mich hauptsächlich von Rice and Curry, wovon ich noch lange nicht genug habe. Mit Sara und seiner Frau unternahm ich einen Tagesausflug nach Galle, eine schöne Stadt im Süden mit einer imposanten Festungsmauer um die Altstadt, welche voll ist von Gebäuden aus der holländischen Kolonialzeit. Zwar etwas touristisch, aber in sich stimmig und definitiv ein must-have-seen in Sri Lanka. Wir besuchten zudem für ein drei Tage die Mutter von Saras Ehefrau in Parakaduwa, ein winziges Dorf in der Nähe von Ratnapura, wo ich hautnah das lokale Leben beobachten und miterleben konnte, der Aufenthalt dort hat mir extrem gut gefallen.
Nach ein paar wirklich interessanten und erholsamen (und nahrhaften) Tagen mit Sara reiste ich weiter nach Udawalawe, wo ich während einer Safari im Udawalawe National Park meine ersten wilden Elefanten beobachten konnte. Ich genoss die über 3-stündige Fahrt im Safari Jeep enorm, ich sah Wasserbüffel, Krokodile und jede Menge Elefanten, darunter zwei Baby-Elefanten und ein Dickhäuter kam so nahe an unser Fahrzeug heran, dass ich ihn hätte berühren können, wahnsinn!
Am 23. Juni 2015 fuhr ich per Bus weiter nach Ella, ein kleines Dorf in einer idyllischen Berglandschaft, umgeben von Teeplantagen und tropischen Wäldern. Dort hat es mir ausserordentlich gut gefallen: super schöne Gegend, stylisches Bungalowzimmer und angenehme Temperaturen um die 30° Grad. Mit zwei Engländerinnen und einem Australier unternahm ich eine Wanderung auf den Ella Rock: zuerst mussten wir einen längeren Teil auf den Eisenbahnschienen zurücklegen, wovon wir halb irre wurden, weil man auf den Schwellen laufen muss, die aber nie in regelmässigen Abständen zueinander stehen, was uns zu einem äusserst komischen Gang und abwechselnden Schritttempo zwang. Der letzte Abschnitt, ca. 20 Minuten ein steiles Waldstück hinauf und die Mittagshitze waren pain in the ass und wir schwitzten wie verrückt, aber die Aussicht auf Ella und die umliegenden Berge war die Mühe allemal wert. Mit den beiden Engländerinnen genoss ich ausserdem einen Sonnenaufgang auf dem Little Adam’s Peak, umgeben von malerischen Teeplantagen. Wir wurden während der ganzen Wanderung (Start um 05.00 am !) von einer Hundemeute begleitet, die uns vor anderen Hunden beschütze, war urkomisch wie “unsere” Hunde die anderen Streuner vertrieben. Nach der frühmorgendlichen Wanderung besuchten wir zu dritt einen Kochkurs, wo wir in die Geheimnisse der Curry Zubereitung eingeweiht wurden, hat viel Spass gemacht den älteren Koch zu beobachten, wie er in der Küche umherwirbelte, während seine Frau immer wieder mal kritisch hereinschaute… es war offensichtlich, dass sie nachher das Schlachtfeld putzen durfte.
Von Ella nahm ich den Zug nach Nuwara Eliya, diese Zugstrecke soll laut Lonely Planet die Schönste in ganz Sri Lanka sein, und ja, es war tatsächlich ein top Erlebnis mit dem langsam fahrenden Zug durch die Teeplantagen und schöne Täler zu fahren, wobei die Zugtüren immer geöffnet bleiben, was einige Einheimischen und Touristen (meist Männer) dazu verleitete, auf der Schwelle der Zugtüre zu stehen, mit dem Oberkörper aus dem fahrenden Zug zu hängen und die vorbeigleitende Landschaft hautnah zu erleben. Hach, was für ein Spass, in Europa komplett undenkbar und aus Sicherheitsgründen verboten! Von Nuwara Eliya aus unternahm ich eine Halbtagestour in den Horton Plains National Park, wo ich mit einem super netten französischen Pärchen über 10km umher wanderte und unter anderem das berühmte World’s End bestaunte, einen Steilabhang wo es 870m senkrecht hinab geht, ohne Geländer! Selbstverständlich besuchte ich auch eine Teeplantage, die Mackwoods Tea Factory, wo mir während einer interessanten Führung die Prozesse der Tee-Herstellung erklärt wurden. Die Maschinen die zur Trocknung, Fermentierung, Sortierung etc. verwendet werden sind sehr alt im Vergleich mit der hochtechnologischen Industrie in Europa, aber alles funktioniert reibungslos und das schon seit über hundert Jahren. Anschliessend an die kostenlose Führung (natürlich gab ich Trinkgeld) gab es gratis Tee im Garten gleich neben dem Verkaufsladen, wo ich eine kleine Packung Schwarztee (Earl Grey) kaufte. Wahrend meiner Reise bin ich übrigens voll zum Teetrinker mutiert, seit der Türkei wird hauptsächlich der eklige Instant Dreck von Nescafé angeboten, da geniesse ich viel lieber eine gute Tasse Schwarztee, vor allem hier in Ceylon.
In Kandy besichtigte ich den berühmten buddhistischen Sacred Temple of the Tooth Relic, wo angeblich ein Zahn von Buddha aufbewahrt wird. Hunderte gläubige Menschen strömten Abends in den Tempel um einen Blick auf den Zahn (resp. den goldenen Behälter) zu erhaschen und ihre Opfer abzuliefern, meistens schöne Lotusblüten, die vor dem Schrein abgelegt werden. Im Tempel herrschte ein mit Trommel- und Flötenmusik unterlegtes spirituelles Ambiente, ich fand es äusserst spannend, die Menschen bei der Puja, eine Andacht zu Ehren Buddhas, zu beobachten. In Kandy besuchte ich nach Dubai wieder einmal einen Coiffeur, für den Spottpreis von 300.- Rupien (entspricht ungefähr 2.10 CHF) gab es einen Haarschnitt inklusive Kopfmassage.
Weiter nördlich wählte ich Sigiriya als mein nächstes “Basislager” für die nächsten vier Tage aus, um das sogenannte Cultural Triangle von Sri Lanka zu erforschen. Sigiriya selber wartet mit der zum UNESCO Weltkulturerbe zählenden Felsenfestung auf, die auf einem eindrücklichen Felsen (Monolith) liegt, 200m über dem Boden. Der beschwerliche Aufstieg über abenteuerliche Treppen lohnt sich auf jeden Fall, der sogenannte Löwenfelsen zählt zu meinen persönlichen Highlights in Sri Lanka. Die Ruinen der antiken Stadt am Fusse des Felsen sind voller Affen, welche sich kaum um die Touristen kümmern, es sei denn, man hat etwas zum Essen dabei, dann wird man von einer Horde von putzigen Affen belagert, die auch diverse Tricks wie Ablenkungsmanöver zu nutzen verstehen, um an die begehrten Nahrungsmittel zu gelangen! In der näheren Umgebung von Sigiriya besuchte ich während den nächsten Tagen mit Seeltje, einer allein reisenden Holländerin, per Scooter den Golden Temple of Dambulla mit den dazugehörenden, eindrücklichen Höhlen-Tempeln (ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe), sowie den riesigen archäologischen Park in Polonnaruwa, der mit zahlreichen Buddhafiguren, Garten-, Park- und Palastanlagen aufwartet (nochmals UNESCO Weltkulturerbe). Auf dem Weg nach Polonnaruwa mit einem Scooter sahen wir am Rande der Strasse einen wilden Elefanten, der gemütlich Grünzeug futterte und sich ab uns staunenden Zaungästen nicht aus der Ruhe bringen liess, fantastisch!
Beach Time! Nach 2 Wochen on the road verbrachte ich ab dem 1. Juli 2015 eine erholsame Woche am Strand von Uppuveli in der nähe von Trincomalee, einer bedeutenden Hafenstadt an der Ostküste. Mein Hotel Sunrise liegt zwar nicht direkt am Meer, ist dafür aber deutlich günstiger als diejenigen am Strand und gemäss anderen Reisenden sauberer, geräumiger und leiser, perfekt, was will man mehr. Tagsüber verstecke ich mich im Schatten unter den Palmen, lese mein Buch über Sri Lanka und hüpfe regelmässig ins Meer um mich etwas abzukühlen. Selbstverständlich brachte ich es fertig – trotz Vorsichtsmassnahmen wie Schatten, Sonnencreme und T-shirt tragen – meinen Rücken und meine Schultern zu verbrennen. Ich verbringe hier quasi einen Urlaub vom Reisen, tut gut, wieder einmal etwas “sesshaft” zu sein. Ein Nachtleben existiert nicht wirklich, die meisten Touristen treffen sich jeden Abend bei Fernando’s Beach Bar auf ein Bier oder zwei, wobei eine völlig relaxte Stimmung herrscht, gefällt mir. Mit Seeltje, Emilio aus Spanien, Nhung aus Vietnam, Jan und Kirsten aus Deutschland unternahm ich eine ganztägige Tour zum Pigeon Island National Park, einer kleinen Insel nördlich von Trincomalee, wo wir viele Blacktip Reef Sharks und eine Schildkröte aus nächster Nähe beobachten konnte. Die meisten der Schwarzspitzen-Riffhaie waren noch im Kindesalter, der grösste war wohl etwas über einen Meter lang, während der kleinste nicht länger als mein Unterarm war. Direkt beim Einstieg ins knapp hüfttiefe Wasser waren wir einmal von 6 Haien umzingelt, sie umkreisten uns und kamen extrem nahe heran; obschon ich wusste, dass diese Haie nie einen Menschen beissen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt ein etwas mulmiges, mit Adrenalin angereichertes Gefühl! Nach diesem tollen Ausflug führte uns Jan – geboren in Sri Lanka, aufgewachsen in Deutschland – zu einem Feld mit diversen Palmen, wo wir frischen Toddy (Palmwein) kosten konnten: wahrlich ein Erlebnis, aber kein kulinarisches Vergnügen, das Zeug schmeckt echt interessant = eklig!
Nach einer Woche Beach Life fuhr ich am 08.07.2015 mit dem Australier Jesse, denn ich vor zwei Wochen in Ella kennengelernt und per Zufall in Uppuveli wieder getroffen habe, nach Anuradhapura, wo wir einen Tuktuk Fahrer anheuerten und die zum UNESCO Weltkulturerbe gehörende antike Stadt und Tempelanlagen besichtigten. Die alten Gemäuer hier sind ganz nett, mir haben diejenigen von Polonnaruwa aber besser gefallen. Selbstverständlich besuchten wir auch den heiligen Jaya Sri Maha Bodhi, angeblich der älteste von Menschen gepflanzte Baum (249 BC), wo wir viele Gläubige beim Singen und Beten beobachten konnten. Der Sri Maha Bodi ist ein Ableger des Feigen-Baumes in Indien, unter dem Siddhartha Gautama zu seiner Erleuchtung gelang und zu Buddha wurde.
Bevor ich für meine zwei letzten Nächte in Sri Lanka zurück zu Sara in Colombo fuhr, verbrachte ich noch eine Nacht in Ilanthadiya, ein kleines Dorf an der Westküste, wo ich einen halben Tag lesend am Strand verbrachte und ein sehr feines Abendessen genoss, Mixed Sea Food Plate, alles frisch vom Meer, lecker!
Fazit: Sri Lanka ist super toll, vieles befindet sich wegen dem 30-jährigen Bürgerkrieg noch im Aufbau, es hat nirgendwo zu viele Touristen, alles ist völlig relaxed und die Einheimischen sind stets freundlich und zeigen einem konstant ein herzliches Lächeln. Geht man nicht nur in den von Lonely Planet empfohlenen Restaurants essen bzw. Hotels schlafen, kann man richtig günstig und super fein essen bzw. toll übernachten. JETZT ist definitiv der richtige Moment, dieses wunderbare Land zu besuchen. Selbst die hiesigen Taxifahrer (= Tuktuk Fahrer) ziehen uns Touristen noch in einem akzeptablen Rahmen über den Tisch!