Japan, again

Japan, ich kriege nicht genug von diesem genialen Land. So kommt es, dass ich vom 30. Juli bis zum 29. August 2016 zum dritten und vorläufig letzten Mal in Nippon verweile. Von Seoul aus fliege ich nach Hiroshima, wo ich bereits im September 2015 zu Besuch war, ich aber trotzdem nochmals hin wollte. Selbstverständlich besuche ich erneut die Insel Miyajima, einer meiner Lieblingsplätze in Japan.

Okonomiyaki in Hiroshima The great Torii on Miyajima

In Onomichi beende ich dieses Mal die berühmte Velostrecke “Shimanami Kaido“, ich fahre von Japans grösster Hauptinsel Honshu insgesamt knapp 75 km über 6 kleinere Inseln bis nach Shikoku, Japans kleinste der 4 Hauptinseln.

Cycling the Shimanami Kaido Highway Impressive Innoshima Bridge Beautiful Hostel in Onomichi Enjoying dinner with Japanese friends Ushitora Shrine in Onomichi

Auf Shikoku übernachte ich in Imabari, mache einen Tagesausflug ins interessante Matsuyama, wo ich nebst dem schönen Castle auch eines der berühmtesten und ältesten Onsen in Japan besuche, das Dōgo Onsen Honkan.

Dogo Onsen Honkan in Matsuyama Matsuyama Castle

Des weiteren nehme ich auf Shikoku bei Tosa-Iwahara an einer Rafting und Canyoning Tour teil, ein Heidenspass!

River Rafting Action

Zurück auf Honshu besuchen Alex (ein Suisse Romande) und ich den in die Jahre gekommenen Freizeitpark “Washuzan Highland Brazilian Park“, wo wir trotz Flugrost und quietschenden Rädern die Fahrt auf dem “Sky Cycle” genossen, grossartige Aussichten und Nervenkitzel inklusive 🙂

Washuzan Highland Brazilian Park

In Kurashiki besuche ich die sehr hübsche und gut erhaltene Altstadt und kann per Zufall eine Shinto Zeremonie beim Achi Shrine beobachten.

Ohashi House in Kurashiki Kurashiki Old Town

Ich verbringe einige Tage in der riesigen und vibrierenden Metropole Osaka. Diese Stadt ist ähnlich wie Tokyo, es herrscht eine geordnete Hektik und überall gibt es viel und interessantes zu entdecken. Während einem Tagestrip besuche ich das imposante und toll gelegene Koyasan (UNESCO Weltkulturerbe), der Weg durch den Friedhof im Wald zum “Kobo Daishi Gobyo” (Mausoleum of Kobo Daishi) ist schlicht atemberaubend und versetzt einem zurück in die Edo-Zeit, als Samurais und die Tokugawa-Shogune herrschten. Koyasan gehört ganz klar zu meinen – zugegeben, zahlreichen – Highlights in Japan.

Osaka Osaka Tōdai-ji in Nara Konpon Daito Pagoda in Koyasan Banryutei Rock Garden at Kongōbuji in Koyasan Okunoin graveyard in Koyasan

In den japanischen Alpen besuche ich von Toyama aus die Kurobe Gorge, wo ein kleiner elektrischer Zug, der ursprünglich für den Bau des Kurobe Staudamms gebaut wurde, die meist Japanischen Besucher hinein und raus fährt. In der Schlucht gibt es diverse Wanderwege und Onsen zu entdecken.

Toyama Castle Kurobe Gorge

Ein paar Tage später nehme ich die “Tateyama Kurobe Alpine Route” in Angriff. Diese Bergketten Überquerung ist perfekt durchorganisiert, mit einem Kombi Ticket ausgerüstet nehme ich zuerst eine Standseilbahn, folge danach den farbigen Pfeilen am Boden und besteige einen Bus der mich und viele andere Touristen nach Murodo (2’450 m) hoch fährt. Dort besteige ich den Oyama Peak (3’003 m) wo ich im Oyama Shrine einem Blessing Ritual beiwohne und einen winzigen Schluck Sake bekomme. Zurück in Murodo nehme ich den Trolley Bus durch einen langen Tunnel, steige um in eine Seilbahn und besteige eine weitere Standseilbahn, die mich zum Kurobe Staudamm bringt. Dort begeistern vor allem die beiden riesigen Rohre, woraus enorme Wasserstrahlen schiessen und mehrere Regenbogen entstehen lassen. Ein weiterer Trolley Bus durch einen engen Tunnel bringt mich schliesslich nach Ogizawa, das Ende der Alpine Route.

Oyama Shrine on Oyama Peak at 3'003 m Receiving a blessing at Oyama Shrine Kurobe Dam

In Kamishiro, das gleich neben dem Skiort Hakuba liegt, welcher dank den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano berühmt wurde, verbringe ich einige Tage mit Wandern und Canyoning, mir gefällt diese Gegend, fern ab vom Trubel und Lärm der japanischen Grossstädte.

Canyoning Action near Hakuba

In Tokyo und Fuji verbringe ich Ende August 2016 meine vorläufig (I’ll be back!) letzten Tage in Japan.

Kunozan Toshogu Shrine near Shizuoka Fujisan Hongu Sengentaisha Shiraito no Taki Waterfalls Odawara Castle Beer selling girl at Tokyo Dome Tokyo Koenji Awa-Odori Festival Tokyo Tsukiji Fish Market in Tokyo

Japan, Okinawa

Am 21. Juni 2016 bringt mich ein kurzer Flug von Taipei (Taiwan) aus nach Naha in Okinawa, die südlichste Präfektur Japans. Okinawa Hontō ist die grösste Insel und war Schauplatz einer der schrecklichsten Schlachten im zweiten Weltkrieg. Die Amerikaner sind mit einer riesigen Militärbasis auf der Insel vertreten, und im “American Village” kriegt man die volle Dröhnung des American Way of Life in Form von Shopping Malls, Dinners und Architektur; ein schrecklicher Ort, voll das künstliche Erlebnis, aber die Japaner und Chinesischen Touristen scheinen es zu mögen. Okinawa Hontō bietet aber auch echte japanische Kultur wie z.B. das sehenswerte Shuri Castle, diverse Schreine der Ureinwohner (Ryukyuan people) und natürlich die in praktisch jeder japanischen Stadt vorhandene Shopping Arcade (= überdachte Einkaufsstrasse).

My bike to explore Okinawa Island Naha Shurijo Castle Fresh Sashimi Boat Chinen Cape Park Beautiful Shikina-en gardens, UNESCO Site Okinawa Prefectural Peace Memorial Museum

Nach ein paar Tagen fliege ich auf die Insel Ishigaki, voll das Tropenparadies! Ishigaki ist der Traum eines jeden Japaners, viele möchten hier herziehen und wohnen. Man sagt, die Einwohner auf Ishigaki und den umliegenden Inseln sind viel entspannter und fröhlicher als die anderen Japaner, was ich durchaus bestätigen kann, es herrscht eine gemütliche und easy going Stimmung, nie kommt Hektik auf, alle sind super freundlich und immer für ein Schwätzchen bereit. Mit meinen Airbnb Host Maschi verbringe ich viele lustige Abende und lerne zig Japaner kennen, absolut genial. Per Fahrrad erkunde ich während einem Tagestrip die kleine Insel Hateruma und schnorchle dort im mit Abstand schönsten Korallenriff das man direkt vom Strand aus erreichen kann.

Almost unreal Kabira Bay Enjoying japanese hospitality Sunset Beach on Ishigaki-jima Wakeboarding at Sunset Beach Snorkeling action Southernmost point of Japan on Hateruma-jima Water buffalo cart on Taketomi-jima

Am 02. Juli 2016 verlasse ich Ishigaki und begebe ich mich (Flug nach Naha, Flug nach Kagoshima, Fähre) auf die super grüne Insel Yakushima, UNESCO Weltnaturerbe. Ich habe extrem Glück, normalerweise regnet es praktisch ununterbrochen auf Yakushima, aber ich kann drei meiner vier Tage dort unter blauem Himmel und eitel Sonnenschein verbringen. Ich wandere unter anderem zu einem einsamen Wasserfall, bestaune die über tausend Jahre alten Yaku-Sugi (Sicheltannen) und beobachte in der Nacht eine Loggerhead Sea Turtle (Unechte Karettschildkröte) beim Eier legen. Was für eine schöne Insel, ganz klar eines meiner Japan Highlights!

Fairytale landscape Yakushima, what an amazing island! Oko-no-taki, Yakushima's highest waterfall Green, greener, the greenest Remote Janokuchi-no-taki waterfall Deers everywhere Taikoiwa Rock in Shiratani Unsuikyo Park Fried flying fish Yudomari Onsen

Nach Yakushima fahre ich weiter nach Norden und verbringe noch einige Tage auf Kyushu, eine der vier Hauptinseln Japans. In Takachiho besuche ich im strömenden Regen die Takachiho Schlucht und den berühmten Amano Iwato Shrine, wo sich der Shinto Saga nach die Sonnengöttin Amaretasu in einer Höhle versteckt haben soll. In Nagasaki besuche ich Freunde vom letzten Jahr und zum ersten Mal seit ich unterwegs bin einen Arzt; dank meiner Freundin Yuri verläuft die Kommunikation mit dem japanischen Arzt reibungslos ab und die Ohrenentzündung ist in ein paar Tagen Geschichte. Danach geniesse ich das in ganz Japan berühmte Essen in Fukuoka, wo ich zudem das überaus amüsante Festival Hakata Gion Yamakasa besuche. Bei diesem Spektakel rennen tausende Männer von sieben verschiedenen Distrikten in knappen Schürzen bekleidet durch die Strassen eine festgelegte Strecke ab und tragen dabei hölzerne Flosse. Ich habe noch nie in meinem Leben zuvor so viele (halb-)nackte Männerhintern gesehen! 🙂

The Samurai Team Yutoku Inari Shrine at Kashima Japanese ladies GODZILLA Hakata Gion Yamakasa Festival at Fukuoka My new Samurai outfit

Fukuoka liegt von Busan nur eine kurze Fahrt mit der Fähre entfernt, also entschliesse ich mich kurzfristig mein geliebtes Japan zu verlassen um Südkorea zu erforschen, dieses Land kenne ich schliesslich noch nicht und ich habe von anderen Reisenden nur Gutes darüber gehört.

South Japan

Nach dem Fujisan Abenteuer fuhren Brian und ich am 13. September 2015 nach Kyoto, bekannt für seine vielen Tempelanlagen und Shinto Schreine. Auf dem Kyoto Tower lernte ich Chris aus Deutschland kennen, der alleine in Kyoto unterwegs war und sich Brian und mir spontan für die nächsten vier Tage anschloss. Am ersten Abend assen wir Okonomiyaki, eine Art japanische Pizza, ein flaches Etwas, bestehend aus (Pfannkuchen-)Teig und Kohl, angereichert mit Zutaten nach Wahl, die je nach Region anders ausfallen können, wie Meeresfrüchte, Rind- oder Schweinefleisch, Poulet, Käse, Frühlingszwiebeln und mehr. Unsere Okonomiyaki wurden halb fertig gebraten an unseren Tisch gebracht, wo wir sie auf einer heissen Platte, die in der Mitte des Tisches eingelassen ist, nach unserem Geschmack fertig brieten. Ein Besuch in einem Okonomiyaki Restaurant gehört meiner Meinung nach zu jedem Japan Besuch, wie Sake trinken oder Sushi essen! Während den nächsten Tagen besuchten wir diverse Tempel und Schreine, allesamt schön und eindrücklich, aber nach dem zehnten Tempel bzw. Schrein sehen meiner Meinung nach doch alle irgendwie sehr ähnlich aus… Hervorzuheben sind aber ganz klar die Tempelanlage Kinkaku-ji (Golden Pavilion) und der Shinto Schrein Fushimi-Inari Taisha, wo mehrere Wege, gesäumt von tausenden, scharlachroten Torii (Eingangstor zu einem Schrein), auf den Berg Inariyama und zu mehreren Friedhöfen führen. Der 4 km lange Aufstieg durch die vielen Torii lohnt sich allemal, alles ist super fotogen und die Tore versprühen eine geheimnisvolle und mystische Atmosphäre. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht nett, es regnete viel, aber dadurch liessen wir uns nicht von einem Besuch dieses wirklich tollen Schreins abhalten. Am letzten gemeinsamen Abend besuchten wir ein Karaoke Studio, wo wir uns die Lungen aus dem Leib sangen, hach, Karaoke macht wirklich Spass, erst recht in Kombination mit einer drink-as-much-as-you-can flate rate 🙂 Danach besuchten wir noch diverse kleine Bars, darunter eine “echte” Karaoke Bar, wo wir mit Japanern um die Wette sangen! Ein mega witziger Abend mit tollen neuen Freunden, genau solche Momente machen meine Reise zu einem unvergesslichen Abenteuer!

Nach Kyoto ass ich Kobe Beef von bester Qualität in Kobe, ein kulinarisches Highlight. Aber ich muss zugeben, dass ich das magere Filet, das bei uns am teuersten ist, dem “fettigen” Kobe Beef vorziehe. Klar, Kobe Beef schmeckt hervorragend, aber der hohe Fettgehalt in Form der berühmten Marmorierung mit dünnsten Fettäderchen gibt dem Fleisch einen, nun ja, fettigen Geschmack. Im Restaurant Kobe Steak Garaku wurden meine beiden Fleischstücke – ein exzellentes Entrecôte und ein super edles Stück Kobe Beef – direkt vor meinen Augen auf einer heissen Platte zubereitet, und zwar “saignant” wie ich es fachmännisch bestellte, worauf der Koch und der Oberkellner mit “Ohhhhhhh, you french?” reagierten 🙂 Nach dem Sushi Frühstück auf dem Fischmarkt in Tokyo mein zweit teuerstes Gericht in Japan, aber jeden YEN wert!

Nach meiner Fuji Besteigung vor ein paar Tagen lernte ich im Hostel in Fujikawaguchiko Kristian aus Finnland kennen, und dank Facebook konnten wir in Kontakt bleiben und uns am 20. September 2015 in Onomichi wieder treffen, wo wir erneut im gleichen Hostel abstiegen. Onomichi ist eine sympathische kleine Hafenstadt am Seto-Inlandsee, ich fühlte mich dort sehr wohl, und der Tempel Senko-ji auf dem Hügel bot eine wunderbare Aussicht auf Onomichi und die Insel Mukoujima. Am nächsten Tag mieteten wir Fahrräder um auf dem berühmten Fahrradweg Shimanami Kaido zu fahren. Die Strecke führt von Insel zu Insel über insgesamt 6 Brücken bis nach Imabari auf Shikoku, insgesamt etwas über 70 km. An der Mietstation in Onomichi durften wir uns in eine lange Warteschlange von über hundert Japanern einreihen: es war nämlich “silver week” (japanische Ferien), und gefühlt halb Japan wollte den Fahrradweg in Angriff nehmen. Wir waren zwar über die Ferientage informiert und gingen entsprechend früh morgens kurz nach der Öffnungszeit zur Mietstation, aber trotzdem wurden wir vom Andrang überrascht. Somit wurde die anvisierte frühe Abfahrtszeit nach hinten verschoben, wir starteten erst um 11.00. Wir hatten für die kommende Nacht noch keine Unterkunft gefunden, wegen den japanischen Ferien war alles restlos ausgebucht, weder im Internet noch über die nette Dame vom Tourist Information Center konnten wir etwas finden. Und weil wir unsere Tour erst gegen Mittag starten konnten, brach ich die Überfahrt nach knapp der Hälfte ab und fuhr per Anhalter zurück nach Onomichi – wo wir ohnehin unser Gepäck lagerten – um im selben Guesthouse, in dem wir die letzte Nacht schliefen, nochmals um eine Schlafgelegenheit zu betteln. Zum Glück war die Chefin sehr flexibel (und/oder geschäftstüchtig) und so durften wir im zwar komplett ausgebuchten Guesthouse noch zwei Futons irgendwo dazwischen quetschen. Ich platzierte meinen Futon auf der Tatami Matte im Eingangsbereich, während sich Kristian – der die Fahrradtour beendete und erst nach 22.00 Uhr erschien – zwischen den allesamt japanischen Gäste niederliess. Natürlich spendierte mir Kristian am selben Abend ein paar Biere, schliesslich hatte er dank meinem Verzicht die Fahrradtour zu beenden eine Schlafgelegenheit erhalten 🙂

Am 22. September 2015 fuhren Kristian und ich weiter nach Hiroshima, jedem bekannt wegen der Atombombe “Little Boy”, die am 6. August 1945 von den Amerikanern um 08.15 über der Stadt abgeworfen wurde. Gleich nach Ankunft besuchten wir die südlich gelegene Schrein Insel Miyajima, wo wir das wohl berühmteste Torii in ganz Japan bestaunten, das “Floating Torii” vom Shinto Schrein Itsukushima-jinja. Das Tor stand nur ca. 40 cm unter Wasser, was uns dazu verleitete, die Schuhe auszuziehen und zum Tor zu waten, wo wir eine Münze in die Ablagerungen des Tores pressten und uns was wünschten, ganz profane Dinge wie die Weltherrschaft und ewige Jugend. Das Miyjima Tor gehört zu den “Japan’s three most scenic places (nihon sankei)“, und ist dementsprechend eine der am meist besuchten Sehenswürdigkeiten in Japan, was wir unschwer an den Massen an Besuchern verifizieren konnten. Auf der Insel erklommen wir noch den Berg Misen, welcher eine sehr schöne Aussicht auf die Bucht von Hiroshima bietet. Am nächsten Tag besuchten wir das Peace Memorial Museum, den Peace Memorial Park, den Atomic Bomb Dome und die Hiroshima National Peace Memorial Hall for the Atomic Bomb Victims. Puhh, schon krass, was die Atombombe vor 70 Jahren alles angerichtet hat… im Museum war die Stimmung sehr gedrückt und viele der älteren Besucher weinten. Wir waren nach dem Besuch auch sehr ernst/nachdenklich/tief berührt, erst nach einem feinen Okonomiyaki Essen kam unsere gute Stimmung zurück. Es ist erstaunlich, wie “normal” Hiroshima wirkt resp. ist, ausser den erwähnten Museen und Monumenten weist nichts auf die Tragödie der Atombombenexplosion hin.

Unser nächstes Ziel war die Stadt Beppu auf der südlich gelegenen Insel Kyushu, die wegen ihren vielen Onsen Touristen aus alles Welt anlockt. Wir entspannten uns im Onsen Hoyoland, das neben “normalen” Onsen über zwei schwefelhaltige Schlammbäder im Feien verfügt, eine stinkende und schlammige Erfahrung, voll genial! Leider vergass ich meinen Silberschmuck abzulegen, dieser war nach dem Schlammbad mehr schwarz denn silbrig! Die Onsen in und rund um Beppu sind toll, aber Beppu selber versprüht wenig Glanz, die Stadt ist nicht wirklich hübsch und neben den Thermalquellen gibt es nicht viel zu sehen, nur die Dampfwolken, die überall aus dem Boden steigen, sind speziell. In Beppu trennten sich die Wege von Kristian und mir, ab hier hatten wir unterschiedliche Reisepläne, er fuhr nach Süden während ich nach Westen reisen wollte, und zwar nach Kurokawa Onsen, eines der hübschesten Onsen Dörfer in Japan. Kurokawa Onsen sieht genau so aus, wie Kristian und ich uns Beppu vorgestellt hatten: typische japanische Häuser, kleine Shops und Restaurants, eingebettet in einem grünen Tal, umgeben von Wäldern und durchzogen von kleinen Bächen, einfach perfekt um sich zu entspannen. Im Ryokan “Oku no Yu” bezog ich ein schönes Zimmer für eine Nacht, mit Abstand meine teuerste Übernachtung im ganzen Land, aber es war ein perfekter Aufenthalt, die verschiedenen Onsen des Hotels sind wunderschön gestaltet, darunter eine rotemburo (outdoor onsen) mit Blick auf einen kleinen Wasserfall, und zusammen mit dem grossartigen und vielfältigen Abendessen und Frühstück ist Kurokawa Onsen ganz klar eines meiner persönlichen Highlights in Japan!

Auf Kyushu besuchte ich noch die bekannte Burg in Kumamoto, die zwar nicht ganz an die Burg von Himeji heranreicht (die ich während meiner Reise von Kobe nach Onomichi während einem Zwischenstop besuchte), aber trotzdem sehenswert ist, ich sehe japanische Burgen ja nicht alle Tage.

Die toll gelegene Hafenstadt Kagoshima war der südlichste Punkt, den ich in Japan besuchte. In der Bucht vor Kagoshima liegt der überaus aktive Vulkan Sakurajima, der die Umgebung regelmässig mit einer feinen Schicht Vulkanasche bedeckt und die Bevölkerung immer wieder mit einer kleineren bis mittleren Eruptionen überrascht. Am Fusse des Vulkans, in der Kleinstadt Sakurajimayokoyamacho, konnte ich Schüler auf ihrem Schulweg beobachten, die neben der üblichen Schuluniform alle einen gelben Helm trugen, zum Schutz vor Steinen, die bei einer Eruption durch die Luft fliegen können. Verrückt, wie die Menschen hier Tür an Tür mit einem aktiven Vulkan wohnen!

Ursprünglich wollte ich länger im Süden von Kyushu verweilen, aber da ein Taifun in der nähe von Kagoshima tobte und deshalb einige Zugverbindungen gestoppt wurden, konnte ich weder die Insel Yakushima noch die Stadt Miyazaki besuchen, also fuhr ich halt früher als geplant in den Norden nach Nagasaki, neben Hiroshima die zweite Stadt wo jemals eine Atombombe explodierte. Die Amerikaner warfen am 9. August 1945 die “Fat Man” genannte Atombombe über Nagasaki ab, die um 11.02 explodierte und mehr oder weniger die gesamte Stadt vernichtete. Auch hier ist bemerkenswert, das man von dieser Tragödie nichts mehr sieht oder spürt, die Stadt und Umgebung sehen nicht anders aus als andere japanische Städte. Das Atomic Bomb Museum fand ich eindrücklicher als dasjenige in Hiroshima, wobei beide ziemlich ähnlich sind. Ich hatte das Glück im tollen Hostel Casa Noda zu wohnen, wo ich viele nette Menschen aus aller Welt kennen lernte und die Gelegenheit erhielt, mit ein paar der Angestellten einen “language exchange” Abend zu besuchen, wo ich viele Japaner und einige Expats traf und wir sehr lustige Diskussionen und Gespräche führten. Mit Mathias und Maren aus Deutschland unternahm ich einen Tagesausflug zur Battleship Island (Gunkanjima), eine verlassene Insel südlich von Nagasaki. Die Insel diente als Inspiration für das Hauptquartier des Bösewichts im Film James Bond Skyfall, jedoch nicht als eigentlicher Drehort. Leider regnete es während der Bootstour praktisch non-stop, aber so wirkte die dramatische Kulisse der Insel um so bedrohlicher.

Am 02. Oktober 2015 fuhr ich weiter nach Fukuoka, die grösste Stadt auf Kyushu, wo ich gemütliche drei Tage verbrachte, meine Wäsche wusch, feine tonkotsu Ramen ass (Ramen in Schweine Bouillon), den Sonnenuntergang auf dem Fukuoka Tower genoss und einfach ohne Plan durch die Stadt flanierte, was nach all den Sehenswürdigkeiten der vergangenen Wochen äusserst entspannend war.

Nun bin ich seit zwei Wochen zurück in Sapporo, wo ich in einem Language Studio als Englisch Lehrer arbeite. Ich gebe zwar keinen “echten” Unterricht, aber ich betätige mich als Kindergärtner (1 – 2 jährige Kinder), Geschichtenerzähler (4 – 6 jährige Kinder), wir-gehen-in-den-Park-Begleiter und Gesprächspartner (Erwachsene Japaner). Es gefällt mir hier ausserordentlich gut, es ist echt eine Wohltat, meinen Rucksack mal für zwei Wochen in der Ecke stehen zu lassen 🙂 Im Moment sind wir hier vier Volunteers, Mette aus Dänemark, Akshay aus Indien und Yvandre aus Kanada, eine lustige Truppe. Der Sommer ist hier oben im Norden Japans definitiv vorbei, es herrschen kühle Temperaturen und das Blattwerk erstrahlt in herbstlichen rotbraunen Tönen. Ich hoffe, dass ich die nächsten Tage mit meinen Sommerkleidern überlebe, da ich nur sehr ungern eine Winterjacke kaufen möchte, da ich bald zurück nach Südostasien in wärmere Gefilde fliege. The adventure continues…

Fushimi-Inari Taisha with thousands of red torii Wannabe Samurai Kinkaku-ji, the Golden Pavilion at Kyoto Brian, Chris and me between japanese school kids Brian, Chris and me enjoying traditional japanese food Kobe beef restaurant Himeji Castle Kristian and me on the Shimanami Kaido Beautiful Onomichi Okonomiyaki restaurant in Hiroshima Taking selfies on Miyajima Floating torii at Miyajima Rotemburo (outdoor onsen) at Kurokawa Onsen In the forrest near Kurokawa Onsen Kumamoto Castle Mathias, Maren and me on Battleship Island (Gunkanjima) Nagasaki by night Fukuoka Tower Robosquare at Fukuoka Halloween Party at a kindergarten in Sapporo

Fujisan

Mount Fuji (富士山, Fujisan) ist mit 3’776 m Höhe Japans höchster Berg. Diesen perfekt geformten, von den Japanern heiss geliebten und tief verehrten Vulkan habe ich bestiegen, ja, ich, der bis anhin lieber mit einem Motorrad durch die Bergwelt gedüst ist. Zugegeben, Motorrad fahren ziehe ich dem Wandern immer noch vor, aber beides muss sich ja nicht unbedingt gegenseitig ausschliessen. Nach meinem tollen Aufenthalt in Tokyo fuhr ich am 11. September 2015 mit dem Zug nach Fujikawaguchiko, eine kleine Stadt nördlich vom Fujisan. Im dortigen Hostel, das empfehlenswerte K’s House Mt. Fuji, lernte ich gleich bei Ankunft den Engländer Brian kennen, der mir von seiner Idee den Fujisan durch die Nacht hindurch zu besteigen erzählte. Hmmm, interessant, ich wollte eigentlich am nächsten Tag früh morgens auf den Fujisan, aber weil bereits Mitte September war wurden die Busverbindungen zur 5th Station hinauf drastisch reduziert, was eine Besteigung während des Tages leider verunmöglichte, da der erste Bus erst um 10.00 Uhr in Fujikawaguchiko abfuhr. Ab jetzt musste man für eine Tagestour auf den Gipfel am Morgen ein Taxi zur 5th Station nehmen, was aber sehr teuer ist, laut Hostel ungefähr 14’000.- YEN. Nachdem mir Brian noch vom Sonnenaufgang auf dem Gipfel erzählte – laut diversen Informationsquellen DAS thing to do auf dem Fujisan – war ich von seiner Idee begeistert und folgte ihm mit dem letzten Bus hinauf zur Yoshida 5th Station. Dort gammelten wir im Restaurant herum, ein Ort der Wärme und heissen Getränken, bis dieses um 20.00 seine Türen schloss. Genau dann starteten wir mit unserer Fujisan Besteigung. Nicht aber bevor ich mich am Nachmittag im Hostel mit zwei Regenjacken ausrüstete, die andere Reisende dort liegen liessen, und nachdem ich im überteuerten Souvenir Shop bei der 5th Station noch einen Faserpelz kaufte. Es herrschten nämlich bereits bei der 5th Station auf 2’305 m Höhe ziemlich frische Temperaturen, und meine Wanderausrüstung bestand lediglich aus dünnen Joggingschuhen, normalen Stoffhosen, einem atmungsaktiven T-Shirt unter einem normalen T-Shirt, dünnen Handschuhen, einer Skimütze, einem Schal und meinem Adidas Jäckchen, nicht gerade Profi Material um Japans höchsten Berg kurz nach Ende der regulären Wander-Saison zu erklimmen…

Nach ca. 1,5 Stunden wärmten wir uns in einer der ersten Hütten bei der 7th Station auf (2’700 m). Diese Hütte war die mit Abstand freundlichste zu uns “Kurzbesuchern”, für je 400.- YEN kriegten wir einen heissen Kaffee und durften 30 Minuten in der molligen Wärme der Hütte verbringen. Nach 35 Minuten und einem netten Gespräch mit der jungen Chinesin – die dort die ganze Saison über arbeitete, und zwar ohne je den Fujisan zu verlassen! – schmiss uns ihr Boss wieder raus in die Kälte, brrrrr. Irgendwo bei einer der letzten Hütten der 7th Station rasteten und dösten wir nach einer weiteren Stunde Aufstieg draussen im Windschatten für ca. 50 Minuten, wir wollten nämlich nicht Stunden vor Sonnenaufgang auf dem Gipfel ankommen. Als wir uns danach erhoben und weiter wanderten, froren und schlotterten wir doch etwas, aber nach 10 Minuten hatten wir schon wieder warm, dank dem überraschend anstrengenden Aufstieg. Ich meine, der Fujisan ist nicht wirklich schwer zu besteigen, aber es gibt einige durchaus steile Passagen über Felsen und in der Dunkelheit der Nacht mit einer kleinen LED Taschenlampe bewaffnet haben diese Abschnitte durchaus ihre Tücken. Bei der 8th Station (3’020 m) tranken wir nochmals einen heissen Kaffee und standen im Eingangsbereich der Hütte, um etwas von der ausströmenden Wärme zu erhaschen. Die meisten Hütten waren ausgebucht, aber wir blieben draussen in der Kälte weil die Angestellten in den Hütten nur Personen einliessen, die den Preis für eine ganze Nacht bezahlten, und zwar um die 6’000.- YEN für einen “Schlafplatz” auf dem Holzboden! Und wir waren nie kurz vor dem Erfrieren, es war halt einfach kalt, aber zu keinem Zeitpunkt zu unangenehm, um den Monopolisten von warmen Rastplätzen einen unverschämt hohen Preis zu bezahlen, elende Nachfrage-Angebot Preisspirale!

Der Sternenhimmel während des Aufstiegs war wunderschön, ich habe zig Sternzeichen in voller Pracht gesehen und nach langer Zeit wieder einmal die Milchstrasse erblickt, alleine dieser Anblick war es wert, die ganze Nacht hindurch den aktiven Vulkan Fuji zu besteigen. Ausserdem hatten wir einige lustige und interessanten Gespräche mit anderen Wanderern, hauptsächlich Japaner, zwei Neuseeländer und ein US-Amerikaner.

Je höher wir kamen, desto dichter wurde der “Verkehr”, und die letzten zwei hundert Höhenmeter ab der ehemaligen 9th Station mussten wir doch tatsächlich Schlange stehen, um auf den Gipfel zu gelangen! Wir erreichten Top of Fujisan um 4.40 am, die Dämmerung setzte gleich nach Ankunft langsam ein, es war unglaublich schön zu sehen, wie der Himmel seine Farben veränderte und alles heller wurde. Dann, um ca. 05.20 erhob sich die Sonne aus dem Wolkenmeer, ein ergreifender Moment. Die Szenerie glich dem Blick aus einem fliegenden Flugzeug, so hoch fühlte es sich über dem Wolkenmeer an! Alle Zuschauer waren still und genossen die ersten Sonnenstrahlen, danach wurden Glückwünsche ausgetauscht und Hände geschüttelt. Brian und ich schauten uns noch den Krater an, aber für eine Umrundung waren wir zu müde und es war einfach sau kalt, es herrschte ein starker und Wärme entziehender Wind, kaum aus dem Windschatten heraus fingen wir (wieder) an zu frieren!

Trotz High Tech Trekking Equipment froren auch viele der gut ausgerüsteten Japaner, und so machten sich ca. 50 Minuten nach Sonnenaufgang die meisten Leute wieder an den Abstieg. Dieser war echt mühsam, die meiste Zeit stolpert und rutscht man einen steilen Weg voller losem Geröll hinunter, da war der Aufstieg mit seinen vielen, wirklich vielen und nie gleich hohen Stufen fast eine Wohltat 🙂

Für den Aufstieg benötigten wir 6 Stunden reine Wanderzeit, also ohne unsere Aufwärm-Pausen oder die vielen kleinen Stops um den Sternenhimmel zu bewundern. Für den Abstieg brauchten wir lediglich 2.5 Stunden. Den Fujisan habe ich übrigens nie “ganz” gesehen, er versteckte sich die ganze Zeit hinter einer Wolkendecke, kleiner Feigling! Von der 5th Station aus sah ich den Gipfel, vom Gipfel aus sah ich hinunter auf die Wolkendecke, beim Abstieg sah ich wieder bis zur 5th Station hinunter. Einzig während der Nacht sah man bis Fujikawaguchiko hinunter, aber Fujisan selber glich dann einfach einer schwarzen Masse. Überhaupt ist Fujisan von Nahem betrachtet keine Schönheit, Geröll, Steine und sonst nix besonderes. Am besten sieht er aus, wenn man ihn von der Ferne betrachtet, aber er zeigt seine dreieckige Pracht äusserst selten, wie schon gesagt, er verbirgt sich gerne hinter Wolken. Und natürlich ist die Aussicht vom Gipfel eine Wucht!

Die Fujisan Besteigung ist ganz klar eines meiner Highlights in Japan. Highly recommended!!

5th Station before our ascent Dawn on Fujisan Sunrise, the magic moment You can see 8th Station below YES, we did it! Master of the mountain, me!!! Cumbersome descent, but with a great view

Tokyo

Tokyo, wow, was für eine lebendige, beschäftigte, vibrierende, bunte, hektische, abwechslungsreiche, bevölkerte, verwinkelte, atemberaubende, traditionelle und zugleich hochmoderne Stadt!

Ursprünglich wollte ich ab dem 01. September 2015 eine Woche in dieser verrückten Stadt verbringen, verlängerte meinen Aufenthalt dann aber spontan um drei Nächte. Aber selbst 10 Tage sind zu wenig, Tokyo bietet so unglaublich viel: sei es die kulturelle Vielfalt in Form von Tempeln, Schreinen und Museen, seien es die kulinarische Höhenflüge in den unzähligen Restaurants, sei es das vielfältige Nachtleben in hunderten von Clubs und kleinsten Bars mit 6 Stehplätzen, sei es das hektische Treiben früh morgens auf dem Tsukiji Fish Market inkl. frischestem Sushi zum Frühstück, seien es die bunten und verrückten Geschäfte in Akihabara (auch bekannt als Electric City) mit Manga Comics, Anime- und Actionfiguren aus Plastik, seien es die gut sortierten und auf “alles was es in und um die Küche braucht” spezialisierten Verkaufsläden in der Kappabashi-dori, sei es was auch immer, man hat nie genügend Zeit, alles zu besichtigen und kennenzulernen was man möchte, Tokyo ist einfach zu gross und vielfältig!!

Leider regnete es während meinem Aufenthalt mehrheitlich, nicht zuletzt wegen einem Taifun, der an der Ostküste von Japan wütete und Tokyo und Umgebung halb überschwemmte; es gab diverse Warnungen im TV, Radio und per App direkt auf die Smartphones der Japaner. Der Taifun war echt krass, gegen Ende meines Aufenthalts regnete es zwei Tage lang ununterbrochen, und zwar non-stop deftigster Platzregen, so dass die Schuhe und Hosenbeine innert Sekunden von Wasser durchtränkt waren, echt war, keine Übertreibung! So konnte ich leider einige Sehenswürdigkeiten nicht besuchen, aber statt Trübsal zu blasen verbrachte ich halt viel Zeit in Museen, Spielhallen und Comic Läden, auch eine tolle Beschäftigung. Ich liebe übrigens diese “UFO Catcher” Automaten, wo man eine 100.- YEN Münze reinwirft (entspricht ca. 0.80 CHF) und dann mit einem Greifarm das Objekt seiner Begierde versucht herauszufischen, ein spassiger Zeitvertreib. Wenn man den Profis zuschaut lernt man, dass “runterdrücken” oft die bessere Taktik ist als den angestrebten Gewinn durch “greifen und anheben” versuchen zu kriegen. Ich probierte mein Können auch an verschiedenen Spielautomaten wie Tekken 7, ein bekanntes Prügelspiel, wo ich aber praktisch keine Chance hatte, trotz jahrelangem Training mit meinem Freund Stöbi. Man spielt immer gegen einen menschlichen Gegner, entweder sitzt man nebeneinander an zwei Automaten oder man wird automatisch online mit einem fremden Spieler verbunden. Ich gewann von über 10 Matches genau einmal, wahrscheinlich hatte ich dann das Glück gegen einen anderen Touristen zu spielen 🙂 Auch die Musikspielautomaten, wo man im Takt bunte und aufleuchtende Knöpfe drücken muss, überforderten meine Reflexe und Motorik hoffnungslos, ich verrenkte meine Arme und Hände bei jedem Versuch, meine Güte, dabei sieht es so einfach aus wenn man den Japanern dabei zusieht. Es gibt noch eine gesteigerte Variante, wo man zusätzlich Drehregler und Schalter betätigen muss, aber davon liess ich wohlweislich die Finger. Aufgrund des Regens besuchte ich auch Tokyo Joypolis auf Odaiba, ein indoor amusement park, wo ich unter anderem in einem echten Subaru Impreza ein virtuelles Rennen fuhr und – nach über einer Stunde Schlange stehen – während der Fahrt mit der Achterbahn “Veil of Dark” Zombies abknallte, was für ein Spass!

Mit Klaus aus Deutschland unternahm ich einen Tagesausflug nach Nikko, wo wir die zum UNESCO Weltkulturerbe gehörenden Tempel und Schreine rund um den Shinto Schrein Toshogu besuchten. Der Besuch dieser beeindruckenden und farbenprächtigen Tempelanlagen mit all den kleinen versteckten Details in der Architektur war toll und ein schöner Kontrast zum ganzen Trubel in der Stadt. In Tokyo selber besuchten wir zusammen eine sogenannte Maid Bar: was zum Teufel, das ist echt das bisher schrägste Erlebnis in Japan!! Eines vorneweg: es ist kein Bordell und hat auch sonst nichts mit Sex zu tun, hier kauft man sich Zeit in einer Traumwelt, bevölkert von niedlichen Mädchen in süssen Kleidchen. Die anzügliche Kleidung der jungen Mädchen passt so überhaupt nicht zu ihrem kindlichen Gekichere und Verhalten, verrückt. Wir bestellten zuerst mal ein Bier, unsere Maid bringt laut jauchzend und voller Freude unsere beiden Gläser, und bevor wir trinken durften mussten wir zuerst ein Spiel à la “Abklatschen” machen und dabei ein japanisches Lied singen. Zum Abschluss jeder Interaktion mussten wir immer ein “make a heart!” machen, also unsere Hände so zusammenlegen, dass die Finger ein Herz formen. Wir kamen noch in den Genuss einer Liveshow, wo eine Maid auf einer kleinen Bühne mehr schreite als sang, aber die japanischen Gäste sangen begeistert mit. Die ganze Zeit über durfte ich übrigens einen Haarreif mit künstlichen Hasenohren tragen. Der Spass kostete 500.- YEN pro Kopf für eine Stunde, ein Bier war nochmals 500.- YEN, also ein ganz akzeptabler Preis für eine der witzigsten und abgefahrensten Erfahrungen in Japan, muss man gesehen haben!

Tokyo ist offiziell ab sofort eine meiner Lieblingsstädte, ich hoffe ich kehre bald zurück!

Akihabara Hayabusa shinkansen, what a beauty! Senso-ji buddhist temple Klaus and me with Mikü, our kawaii (= cute) maid Kamijinko Storehouse in Nikko Shibuya crossing, always crowded Tokyo Sky Tree Sushi breakfast at Tsukiji Fish Market

Hokkaido

Es war der 12. August 2015, frühmorgens in der Stadt Sapporo, auf der Insel Hokkaido, ganz im Norden von Japan: was für eine Wohltat! Nach über drei Monaten in heissen Ländern – ich spreche von der feucht-klebrigen Hitze – war für mich das Klima in Sapporo mit seinen angenehmen 28° Grad und keiner spürbaren Luftfeuchtigkeit einfach nur perfekt. Wie toll ist das denn, ich konnte ein T-Shirt zwei Tage lang tragen, ich schwitzte nämlich nur, wenn ich mich selber durch die Strassen von Sapporo hetzte (was ich natürlich nicht machte) oder ich mich in der prallen Sonne eine Treppe hochquälte (was durchaus vorkam). Ich buchte ursprünglich drei Nächte in einem mini Hostel mit nur einem 4-er Schlafsaal (wo ich die ganze Zeit alleine war), aber Sapporo gefiel mir so gut, dass ich ganze fünf Nächte in dieser tollen Stadt verbrachte. Ich liebe Sapporo nicht nur wegen den für mich gewohnten Temperaturen, hier stimmt einfach alles: die Strassen und Gassen sind sauber, es stinkt nicht, es liegt kein Müll herum, alles ist durchdacht und funktioniert wie es soll, die Menschen sind super freundlich, das Essen schmeckt hervorragend, die öffentlichen Verkehrsmittel sind überpünktlich, die Taxifahrer veräppeln mich nicht (sind aber wie in der Schweiz ziemlich teuer) und das Verkaufs- und Servicepersonal ist derart aufmerksam, dass ich mich in jedem Geschäft wie ein Stammkunde fühle.

An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich mich mein Leben lang irrte: ich träumte immer davon, in einem Land zu leben, wo andauernd Sommer herrscht, ich immer in Shorts, T-Shirt und Flip Flops rumrennen kann und der Strand gleich um die Ecke liegt. Hach, wie falsch ich doch lag, ich bin durch und durch ein Kind der gemässigten Temperaturen und ich liebe die vier Jahreszeiten mit all seinen Widrigkeiten und Vorzügen. Klar, die vergangenen drei Monate in sehr heissen Gegenden waren genial, aber “nur” Hitze ist auf Dauer eintönig, ich mag echt nicht jeden Tag wie verrückt schwitzen und ich vermisse die Berge! Das mit den Bergen wurde mir so richtig bewusst, als ich Furano besuchte, dazu später mehr.

In Sapporo ass ich zum ersten Mal richtig frisches japanisches Essen wie bestes Sushi, uni (sea urchin / Seeigel) und Ramen, trank das vorzügliche lokale Bier Sapporo Classic, besuchte mit neuen Freunden eine Karaoke Bar und lernte die Quelle der Spielsucht der Japaner kennen: Pachinko. Ich versuchte durch Beobachten dieses durchgeknallte Spiel zu erlernen, aber nach maximal 15 Minuten in einem Pachinko Saal war ich durch den hypernervösen Dauerlärm und dem epileptischen Geblinke einem Nervenzusammenbruch so nahe, dass ich jeweils aufgab und schnellst möglich einen ruhigeren Ort aufsuchte. Echt krass, diesen vor allem akustischen Wahnsinn muss man live gesehen haben! Während einem Tagesausflug besuchte ich die nahe gelegene Küstenstadt Otaru, wo ich super frischen Seafood und ein paar Bierspezialitäten der lokalen Mikrobrauereie Otaru Beer genoss. Viele Bierhersteller in Japan nehmen sich deutsches Bier als Vorbild, was man an den Namen der Biersorten und den Bierhallen erkennen kann, I like that!

Am 17. August 2015 bestieg ich den Zug nach Wakkanai, eine kleine Stadt ganz im Norden von Hokkaido. Dort waren die Temperaturen derart frisch, dass ich das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder lange Hosen und einen Pullover tragen musste; aber ich liebte es! Ich besuchte unter anderem den nördlichsten Punkt Japans, wo ein dreieckiges Denkmal sowie zig weitere Gedenksteine und ein paar Souvenirshops die meist japanischen Touristen an diesem ehrwürdigen Ort begrüssen. In einer Eishalle konnte ich Treibeis vom letzten Winter bestaunen, bei sau kalten minus 12.6 Grad!

Westlich von Wakkainai besuchte ich die Insel Rishiri, bekannt für den gleichnamigen Vulkan, welcher aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Japans berühmtesten Berg den Spitznamen Rishirifuji trägt. Leider war das Wetter alles andere als freundlich, so konnte ich die im Nebel verborgene Spitze des Vulkans nicht erkennen. Trotz starkem Wind und Regen mietete ich ein Fahrrad und unternahm eine kleine Rundfahrt im Norden der Insel. Es war kalt, nass und wegen dem Wind ziemlich mühsam, aber ich wurde mit ein paar eindrücklichen Ausblicken auf die Küste belohnt, ausserdem überfuhr ich bei einer halbwegs steilen Abfahrt mit hoher Geschwindigkeit fast einen Adler, welcher auf dem Fahrradweg irgendein kleines Tier zerlegte! Zum ersten (und nicht letzten) Mal nächtigte ich in einem typischen japanischen Guesthouse mit nur Japanese-style rooms. Das bedeutet: they don’t speak any english, Tatami Matten mit Fouton, Gemeinschaftsbad – wo man sich sitzend auf einem kleinen Plastikhocker duscht – und Etagen-WC. Ein Grossteil der japanischen Gäste rauchte praktisch ununterbrochen auf dem Gang, also immer schön Türe zu, sonst stinkt’s wie in einer japanischen Bar, wo Rauchverbot ein unbekanntes Wort ist!

Nach einigen Gesprächen mit anderen ausländischen Touristen in Sapporo und Wakkanai wurde mir bewusst, dass Hokkaido ohne Mietauto nur beschränkt oder sehr zeitaufwändig bereist werden kann. Also entschloss ich mich, zurück nach Sapporo zu fahren um meinen Führerschein übersetzen zu lassen. Der in der Schweiz erhältliche “Internationale Führerschein” – den ich vor meiner Abreise organisierte und noch nie vorweisen musste – wird in Japan nämlich nicht akzeptiert. Also zurück nach Sapporo, meiner bisherigen Lieblingsstadt in Japan, wo ich bei der JAF (Japan Automobile Foundation) meinen Führerschein ohne Voranmeldung innert 20 Minuten Wartezeit übersetzen lassen konnte, hach, ich liebe die japanische Effizienz!

Am 24. August 2015 nahm ich meinen Mietwagen entgegen, einen Toyota Passo, klein, fein und mit 990cc gefühlt extrem untermotorisiert, aber dafür mit einem sehr sparsamen Benzinverbrauch von knapp 5 L/100km. In Japan herrscht Linksverkehr, aber das bin ich bereits von Sri Lanka her gewohnt, wo ich mit dem Auto von Sara diverse Male herumgekurvt bin. Ich fuhr über kleine Strassen und durch eine schöne, der Schweiz ziemlich ähnliche, grüne Landschaft nach Furano, berühmt für seine farbenprächtigen Blumen- und Lavendelfelder im Sommer sowie ein bekannter Sportort im Winter. In der Furano Cheese Factory lernte ich die Weltenbummlerin Amaëlle aus Frankreich kennen; sie ist seit 5 Jahren am Reisen, zwar immer wieder mit Unterbrüchen, während denen sie kurz in Frankreich arbeitet, aber Hut ab! Wir kosteten den dort hergestellten Camembert, darunter ein mit Tintenfischtinte schwarz gefärbter Käse – sie schmeckten gar nicht mal so schlecht, aber selbstverständlich kein Vergleich zum Französischen Original – und in der Furano Winery degustierten wir den lokalen Wein: den Roten kann man vergessen, aber der Weisswein “Ciel” war sehr gut. Am nächsten Tag wanderten wir in der näheren Umgebung beim Furano-dake (1912 m) umher, die Berglandschaft ist – bis auf die allgegenwärtigen Vulkane – sehr ähnlich wie diejenige in der Schweiz. Mir wurde so richtig warm ums Herz, hach, wie habe ich eine schöne Berglandschaft vermisst!

Nach zwei Nächten fuhr ich weiter nach Osten und machte einen Zwischenhalt im Bear Mountain Park, wo ich in einem Mad Max mässig gepanzerten Bus diverse Braunbären aus nächster Nähe beobachten konnte. In der Parkanlage fuhren ungefähr fünf Jeeps rum, was mich zuerst verwunderte, ich dann aber schnell begriff, dass die Parkwächter die Bären mit Fressalien zu den Hotspots locken wo der Bus entlang fährt. So ist eine Begegnung mit den teils echt riesigen Tieren garantiert. Beim sogenannten Bear Point, wo eine dicke Glasscheibe die neugierigen Touristen von einem Braunbär im Wasser trennt, fütterte ein Angestellter von oben den Bären, damit dieser schön Männchen machte und somit ein perfektes Fotomotiv abgab. Alles sehr touristisch, aber die Rundfahrt war ein witziges Erlebnis und die Informationen von den Angestellten äusserst interessant. Nach diesem inszenierten Nervenkitzel fuhr ich weiter bis nach Teshikaga beim Akan National Park, eine attraktive Gegend mit drei hübschen Seen, umgeben von diversen Vulkanen. Am nächsten Tag wanderte ich beim Mashu-ko auf den Mashu-dake, eine knapp 5 stündige Wanderung durch dichte Vegetation mit etlichen Singzikaden, die wirklich extrem laute “Gesänge” produzieren, teilweise knapp an der Grenze zum Erträglichen! Nach der Wanderung besuchte ich ein Onsen, das heisse Wasser war super entspannend, eine verdiente Wohltat!

Am 28. August 2015 fuhr ich auf dem teuren Expressway (Autobahn) Richtung Westen bis nach Toyako Onsen, eine kleine Stadt direkt am See, international bekannt für den G8-Gipfel im Jahr 2008 und den Vulkanausbruch im Jahr 2000. Ich besuchte das informative Vulkanmuseum, besichtigte die Trümmer und Krater der letzten Eruption im Jahr 2000 und fuhr mit der Seilbahn auf den Mount Usu, wo ich eine kleine Wanderung um den aktiven (!) Krater unternahm, aufsteigende Dampfwolken erinnern daran, dass der Vulkan schlummert, ein erneuter Ausbruch ist vorprogrammiert, man rechnet ca. alle 30 bis 50 Jahre damit. Ich verspürte schon ein etwas mulmiges Gefühl, als ich halb im Krater stand und mir die ungeheure Kraft einer Eruption vorstellte! Vor meinem Hotel, direkt am See, gibt es ein öffentliches Fuss Onsen, ein überdachter kleiner Pool mit Sitzgelegenheiten, wo man die Füsse in heissem Quellwasser baden kann. Dort traf ich auf drei Deutsche Touristen, und nach dem gemeinsamen Abendessen kauften wir ein paar Dosen Bier und kehrten zurück zum Fuss Onsen, wo wir eine Gruppe von quirligen Japanerinnen kennen lernten, trotz sprachlichen Schwierigkeiten lachten wir viel, ein toller Abend.

In Hakodate verbrachte ich meine letzte Nacht auf Hokkaido, bevor ich am 31. August 2015 mit dem Zug durch den Seikan Tunnel nach Aomori auf Honshu fuhr. Gemäss Lonely Planet ist der Seikan Tunnel der tiefste und längste Unterwassertunnel der Welt! Die Durchfahrt fühlte sich trotz diesen Superlativen aber nicht anders an als jede andere Fahrt durch irgendeinen beliebigen Tunnel 🙂 Der Hafen von Hakodate war einer der ersten in Japan, der sich im Jahr 1854 dem internationalem Handel öffnete, und der Einfluss von den ausländischen Händlern die hier ansiedelten ist in der Stadt nach wie vor an Gebäuden und Kirchen gut erkennbar. Mir wurde bewusst, dass ich schon lange keine Kirche mehr gesehen hatte, nicht dass ich sie vermisst hätte, aber eine interessante Erkenntnis, nach all den Tempeln und Schreinen der vergangenen Wochen.

Jetzt bin ich seit einer über einer Woche in Tokyo, eine Wahnsinnsstadt, dazu später mehr.

Sapporo Brewery Sapporo Pachinko madness, usually all seats are occupied My first success playing "UFO Catcher" machine DSC09387 (Large)DSC09546 (Large) Rishiri-to My couchsurfing host David in Asahikawa, was big fun Otokayama Sake Brewery Museum in Asahikawa Hiking near Furano-dakeAmaëlle and me at Farm TomitaBlue Pond near FuranoSulphur fumarole in Akan National ParkLike a mirror: magnificent Mashu-koPublic foot-bath in Kawayu OnsenTaking a bath in an outdoor onsen (rotenburo) near Kussharo-koBear Mountain, higuma (brown bear) posing for picturesOne of many volcanic craters around Toya-koBeautiful renovated Hakodate Magistrate’s OfficeStreet dance festival in Hakodate