Qeshm

In der schönen Stadt Shiraz verbrachte ich die letzten drei Nächte auf dem Iranischen Festland, bevor ich am 22.05.2015 auf die Iranische Insel Qeshm flog.

Während der Busfahrt von Yazd nach Shiraz lernte ich ein Schweizer Pärchen aus Genf kennen, wobei ich leider wieder einmal feststellen musste, dass mein Französisch nicht wirklich viel hergibt. Ok, deren Deutsch war noch eine Spur schlechter als mein Französisch, so dass wir uns hauptsächlich in English unterhielten. In Shiraz war das von uns favorisierte Hotel komplett ausgebucht: die Reise-Lemminge – denen ich auch angehöre – übernachten halt alle immer schön brav in den von Lonely Planet empfohlenen Unterkünften, in den touristischen Hotspots geht da meistens Nichts ohne vorgängige Reservation. Wir hatten aber Glück: unser Taxifahrer chauffierte uns auf seine Empfehlung hin ins nahe gelegene Hotel Hafez, welches erst noch weniger kostete und über sehr schöne Zimmer verfügte. Der geschäftige Rezeptionist Hassan schlug uns eine Tour nach Persepolis vor, mit ihm als Fahrer, für den very special price von USD 45.- für alle zusammen. Wir sagten für den nächsten Morgen zu, und der Taiwaner Daniel, welcher im gleichen Hotel residierte, schloss sich uns spontan an, so wurde der Preis pro Kopf nochmals günstiger. Wir fuhren also am Mittwoch 20.05.2015 morgen zu fünft im Auto von Hassans Vater nach Persepolis, wo wir während knapp drei Stunden die zum UNESCO Weltkulturerbe zählenden antiken Gemäuer und Säulen bestaunten, stark schwitzend, da die Sonne erbarmungslos auf uns herab schien und Schatten Mangelware war. Anschliessend besuchten wir noch die imposanten Felsreliefs und Felsgräber von Naqsh-e Rostam.

Im schönen Shiraz gefiel mir noch das Mausoleum von Hafez ausgesprochen gut, es ist äusserst spannend und hat etwas magisches, die Menschen dort zu beobachten, wie sie Texte von Hafez rezitieren, singen, beten, den Grabstein berühren und sich dabei etwas wünschen.

Am Freitag 22. Mai 2015 flog ich von Shiraz mit IranAir nach Qeshm, wobei ich einen Umweg über Tehran machen musste, was mich aber nicht weiter störte: lieber zwei kurze Flüge als eine 11 stündigen Busfahrt! Auf der Insel Qeshm im Persischen Golf war es unglaublich heiss, meine Güte, diese Hitze, und dazu eine hohe Luftfeuchtigkeit, so dass ich schon durch blosses Nichtstun schwitzte wie ein Affe. Ich übernachtete in einem Privathaus, eine Art Bed & Breakfast, im kleinen Dorf Shibderaz, das nahe am Strand liegt, wo die naturgeschützten Karettschildkröten im März ihre Eier ablegen und im Mai schlüpfen. Leider war es bereits Mitte Mai und die kleinen Racker schon alle geschlüpft, aber vom Strand aus konnte ich über dreissig Schildkröten beobachten, die sich im Wasser tummelten und immer wieder an die Wasseroberfläche kamen um zu atmen, faszinierend. Jeden Abend am Strand begegnete ich dem selben dicken Iraner, der halb joggend und halb spazierend sein allabendliches Fitnessprogramm absolvierte, damit seine Wampe endlich verschwindet. Ich bin kein Fitnessexperte, aber ich denke, etwas mehr Effort wäre hierzu nötig, der Typ schwitzte nämlich gar nicht, während mir der Schweiss nur so in Strömen herab lief, beim Zuschauen!

In der Unterkunft traf ich am ersten Abend auf den Japaner Yoshi, mit dem ich am zweiten Tag eine Bootsfahrt zur Insel Hengam unternahm, wo wir hofften Delfine zu sehen. Leider sahen wir keinen Einzigen, und ich erfuhr einen Tag später von meinem englisch sprechenden Tourguide Fahim, dass es im Moment einfach viel zu heiss ist und sich die Delfine im tieferen und somit kühleren Wasser aufhalten. Na Bravo, ich denke unser Bootsführer versuchte uns das sogar mitzuteilen, aber aufgrund seiner fehlenden English Sprachkünste und unserem fehlenden Farsi kam diese Information bei Yoshi und mir nicht an, wir verstanden immer nur Delfine, Delfine, … Dafür war die Tagestour mit dem bereits erwähnten Führer Fahim am nächsten Tag toll. Es war zwar unerträglich heiss – Fahim blieb bei den Sehenswürdigkeiten immer im klimatisierten Auto sitzen und erklärte mir vorgängig, was ich draussen in der Hitze sehen werde – aber das Sternental (Darreh Setareha), das Hara-Mangrovengebiet (Jangal-e Hara) und die Chahkuh-Klamm (Tang-e Chahkuh) waren jeden Tropfen Schweiss wert besichtigt zu werden!

Am 25. Mai 2015 verliess ich schliesslich nach genau 30 Tagen im Iran dieses wundervolle Land. Liebe Leser, der Iran ist absolut genial, die Menschen sind ausnahmslos alle super freundlich und extrem hilfsbereit, das habe ich noch in keinem anderen Land erlebt. Das Interesse der Iraner an meiner Person war immer echt und nicht oberflächlich vorgeheuchelt, die mich ansprechenden Menschen wollten immer ernsthaft wissen, wie es mir geht, was ich vom Iran halte, was ich in der Schweiz mache, ob ich verheiratet bin, und vieles mehr. Ich führte etliche spannende und interessante Gespräche mit Iranern und Iranerinnen und fühlte mich immer sehr wohl und willkommen, ich hatte kein einziges Mal ein unsicheres Gefühl und wurde nie von Verkäufern mühsam bedrängt. Das gefährliche Bild, das uns unsere ach so objektiven Medien vom Iran vermitteln trifft überhaupt nicht zu, zumindest nicht auf die dort lebenden Menschen, und diese machen ja bekanntlich einen Staat aus. Ok, die einzigen Flachzangen und Deppen sind die vielen Taxifahrer, welche praktisch immer viel zu viel von Touristen verlangen. Da fragt man extra im Hotel oder sonstige neue Freunde, was die Taxifahrt zum Busbahnhof kosten werde, und die freundlich lächelnden Fahrer verlangen dann meist das 3-4 fache; elende Saubande! 🙂

Da im Iran meine EC, VISA und sonstigen Bankkarten nicht funktionieren – dank den Embargo und Sanktionsmassnahmen der USA und UNO – musste ich vorgängig abschätzen, wie viel Geld ich für die gesamte Dauer meines Aufenthaltes benötigen werde und den entsprechenden Betrag in Cash mitnehmen. So weiss ich auf den Rappen genau, was ich im Iran ausgegeben habe: EUR 51.66 pro Tag für restlos alles zusammen, wie Unterkunft, Essen, Eintritte, Ausflüge, Souvenirs, überteuerte Taxifahrten, Busfahrten und drei Inlandflüge.

Iran, you are really awesome and I hope that I’ll see you again!!!

Vakil Mosque in Shiraz Nasr-ol-Molk Mosque in Shiraz Beautiful Eram Garden in Shiraz Tomb of Hafez in Shiraz Persepolis, Gate of All Nations Naqsh-e Rostam Star Valley on Qeshm Michael in Chahkuh-Klamm (Tang-e Chahkuh) on Qeshm Camelus dromedarius Xing on Qeshm Hara-Mangroves (Jangal-e Hara) on Qeshm

Garmeh

Nach zwei Nächten im schönen Kashan fuhr ich am 11. Mai 2015 mit den Franzosen Tristan, Xavier und Olivier im Bus nach Esfahan, wo ich mit Tristan für die nächsten drei Nächte ein Hotelzimmer teilte. Esfahan ist einer der touristischen Hotspots im Iran, dies aber völlig zurecht! Die zahlreichen Bäume neben den Strassen und die vielen grünen Parkanlagen schmeicheln der Stadt enorm, man fühlt sich hier auf Anhieb wohl. Der berühmte Imam-Platz (Meydan-e Imam) ist gemäss meinem Reiseführer mit seinen 160 mal 510 Metern nach Pekings Tiananmen-Platz der zweitgrösste Platz der Welt, und sicher einer der schönsten der Welt. Zum Ensemble des zum UNSECO Weltkulturerbe zählenden Imam-Platzes gehören der Basar am Nordende, die herrliche Lotfullah-Mosche an der Ostseite, die grosse Imam-Moschee am Südende und der Ali-Qapu Palast an der Westseite. Rund um den Platz befinden sich unzählige Souvenir Shops, die zwar praktisch alle dasselbe verkaufen (Schmuck, Teppiche, Tischdecken und Miniaturmalereien), aber trotzdem die spezielle Atmosphäre des Platzes nicht zerstören. Gut, ich vermisse ein paar nette Cafés oder Restaurants mit Sitzgelegenheiten auf dem Platz, aber das gilt für den gesamten Iran: es gibt nirgendwo hübsche Gastrobetriebe wo man draussen sitzen kann. Vermutlich ist irgendein Gesetz daran schuld oder die Nachfrage nach solchen Verweilmöglichkeiten ist bei den Iranern schlicht nicht vorhanden, was ich zwar nicht glaube. In meinen Augen sind nette Cafés mit externen Sitzmöglichkeiten inklusive Sicht auf historische Gebäude DIE Marktlücke im Iran, womit man sehr erfolgreich sein könnte, wenn es denn erlaubt ist.

Tristan, Nienke, eine allein reisende Holländerin, und ich besuchten eines Abends die berühmten Brücken im Süden des Zentrums. Wir hatten Glück, denn der Fluss (Zayandeh Rud) führte Wasser, was anscheinend keine Selbstverständlichkeit ist. So konnten wir hautnah erleben, wie die Iraner am Abend am Wasser chillen, Volleyball spielen, picknicken, Wasserpfeife rauchen und singen. Wir wurden ununterbrochen von freundlichen Iranern angesprochen, durften leckeren Kuchen probieren, rauchten Wasserpfeife und mussten immer wieder für Fotoshootings herhalten. Dank Nienke kamen wir auch mit vielen Iranerinnen ins Gespräch, was Tristan und ich selbstverständlich äusserst toll fanden. Iranische Frauen erscheinen mir überhaupt nicht als unterdrückt oder so, aber besonders während einem Gespräch mit einem älteren männlichen Zeitgenossen haben wir halt schon bemerkt, dass Nienke als Frau entweder nicht ins Gespräch miteinbezogen wurde oder ihr gewisse Tätigkeiten nicht zugetraut wurden: alleine Campen geht ja mal gar nicht als Frau, was soll das arme Ding denn machen, wenn z.B. eine Schlange auftaucht?! Und Vreni und Sabine, zwei Schweizerinnen (Mutter und Tochter) haben mir  vor ein paar Tagen in Kashan berichtet, dass sie an der Rezeption – mitten im Gespräch oder beim Bezahlen – von einem Iraner beiseite geschoben wurden, und der Angestellte dann zuerst den Mann bediente, bevor er sich wieder den beiden Frauen annahm. Vreni weiss sich aber zu helfen, sie macht seither in solchen Situationen dem Drängler klar und lautstark verständlich, dass sie zuerst da war, und das klappt dann auch.

Nach vier wunderbaren Tagen in Esfahan fuhr ich am 14. Mai 2015  weiter südlich nach Yazd. Diese Stadt liegt nahe der Wüste, was ich gleich nach Ankunft um 13.00 Uhr deutlich spüren konnte: es herrschte eine Affenhitze und alle Geschäfte hatten geschlossen. Die Einwohner schliessen ihre Geschäfte von ca. 13.00 bis 16.30, während dieser Zeit verkriecht man sich am besten auch in seinem Hotel und macht Siesta bis die Temperaturen wieder einigermassen erträglich sind. Yazd bietet einige Sehenswürdigkeiten wie den Dowlatabad-Garten (sehr schön), den Zorastrischen Feuertempel (langweilig, da nur ein kleines Gebäude mit einem Feuer hinter einer getönten Glasscheibe) und die beiden Schweigetürme (super) am Rande der Stadt. An dieser Stelle nochmals ein grosses Dankeschön an Vreni und Sabine für die Mitfahrgelegenheit zu den eben erwähnten Schweigetürmen und dem Feuertempel! Yazd versprüht einen ganz anderen Charme, als die anderen Städte, die ich bisher im Iran erlebte, die niedrigen beigen Häuser aus Lehm mit den Windtürmen zeigen deutlich, dass man sich in einer sehr heissen Gegend aufhält.

Nach einer fünf-stündigen Busfahrt verbrachte ich noch zwei Nächte in Garmeh, ein kleines Dorf bei einer Oase mitten in der Dasht-e Kavir Wüste, nord-westlich von Yazd. Dort gab es nicht wirklich viel zu tun, ich genoss einfach die lärm-, menschen- und autofreie Zone, führte lange und interessante Gespräche mit den anderen Reisenden – alles super nette und angenehme Menschen aus Iran, Deutschland, Italien, Schweden und Holland – und tauchte bei der Quelle am nahe liegenden Berg meine Füsse ins Wasser und genoss die gratis Pediküre der kleinen Fische! Eigentlich wollte ich noch eine Nacht in der (Sand-)Wüste verbringen, aber einerseits fand ich den Preis von USD 120.- pro Kopf für iranische Verhältnisse eine Unverschämtheit und ich musste leider feststellen, dass mir gar nicht mehr so viele Tage im Iran verbleiben; mein 30 Tage Visum läuft am 25. Mai ab, und ich will unbedingt noch nach Shiraz mit Persepolis und auf die Insel Qeshm im Persischen Golf. Hach, dieser Stress, dann werde ich halt irgendwo anders auf diesem Planeten in der Wüste fernab jedwelcher Zivilisation nächtigen…. ich weiss, an dieser Stelle darf ich nicht auf euer Mitleid hoffen 🙂

Tristan and me at Imam Square in Esfahan Inside Lotfullah Mosque in Esfahan - beautiful Pol-e Khaju in Esfahan Nightlife in Esfahan Me, Tristan and Nienke with curious Iranians at Ali-Qapu Palace in Esfahan Yazd Bakery in Yazd Me at the Barber - before and after Zoroastrian Tower of Silence in Yazd (the big one in the background) Free pedicure by fishes at Garmeh Campfire in the desert at Garmeh

Kashan

Am Dienstag 05. Mai 2015 fuhr ich mit einem Savari-Taxi  von Ardebil nach Tabriz. Diesmal waren wir nur zu dritt im Taxi; die beiden Fahrgäste vor mir wollten endlich losfahren und nicht auf eine vierte Person warten, so zahlte jeder von uns 100’000.- IRR extra, damit der Chauffeur losfuhr. War mir auch recht, je nachdem hätten wir sonst noch 1 bis 3 Stunden auf eine vierte Person warten können.

Tabriz selber fand ich irgendwie nicht so wahnsinnig toll, was sicher zum Teil auch auf die schäbige aber sehr günstige (370’000.- IRR) Unterkunft zurückzuführen ist. Ausserdem kam ich von einer schönen Bergwelt rund um Ardebil in eine riesen grosse und lärmige Stadt, was die Attraktivität von Tabriz in meinen Augen nicht wirklich förderte. Klar, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehörende Basar von Tabriz ist sehr schön, aber sooo wahnsinnig anders als die anderen Basare ist er nun auch nicht. Aber in Tabriz habe ich bisher im schönsten und besten Restaurant gegessen: im Shahriar, ein stilvoll eingerichtetes Restaurant in einem alten Hamam, wo ich mit Safran gewürztes Chicken Kebab mit Reis genossen habe, top!

Nach nur einer Nacht in Tabriz machte ich mich auf den Weg nach Süden, aber nicht bevor ich noch einen Abstecher nach Kandovan unternahm, ein pittoreskes Felsendorf, welches mit seinen Höhlenwohnungen in den Tuffstein Felswänden sehr an Göreme in der Türkei erinnert. Während Göreme eher ein herausgeputztes Freiluftmuseum ist, wohnen in Kandovan tatsächlich noch viele Menschen in den Höhlenwohnungen, aber der Tourismus ist klar die Einnahmequelle Nummer 1. Leider stammen die Souvenirs – Taschen und Portemonnaies mit hübschen Stickereien – ausnahmslos alle aus Aserbaidschan, nix mit “Made in Iran”. Trotzdem, oder wohl gerade deswegen, sind die Iraner voll scharf auf diese Souvenirs…

Gegen Abend fuhr ich das erste Mal mit einem VIP Bus, wobei VIP für “Very Important Passenger” steht. Die Sitze ähneln der Business Class in Flugzeugen, super bequem! Eine enorme Beinfreiheit und die Möglichkeit, den Sitz nahezu horizontal einzustellen, machen längere Busfahrten fast zu einem Vergnügen. Wobei eines störend ist: Pinkelpausen gibt es keine, also ja nicht zu viel trinken vor einer längeren Busfahrt! Während der Fahrt übte ich mit meinem Sitznachbarn Englisch, worüber er sich sehr freute und mir einen Apfel schenkte. Er lud mich nach der Ankunft in Zanjan zu sich nach Hause ein, was ich aber ausschlug und er das Angebot nicht wiederholte, also meinte er es nicht wirklich ernst, sonst hätte er darauf bestanden. Diese typische iranische Verhaltensweise nennt sich Tarof, eine Art formalisierte Höflichkeit. Wenn ein Iraner mir etwas anbietet, muss ich zwei oder dreimal ablehnen, erst danach kann ich sicher sein, dass das Angebot ernst gemeint ist. Klingt kompliziert und das ist es auch…

Am Donnerstag 07. Mai 2015 handelte ich mit einem Savari-Taxifahrer in Zanjan einen Round Trip nach Tahkt-e Soleiman aus, eine wirklich schöne und eindrückliche alte Feuertempelanlage in ca. 2’200 m Höhe, auch UNESCO Weltkulturerbe. Im Zentrum der Anlage liegt ein fast kreisrunder und 21°C warmer artesischer Quellsee mit ungefähr 80 m Durchmesser.

Am 08.05.2015 verbrachte ich knapp 6 Stunden im Bus von Zanjan bis nach Qom. VIP Bus sei Dank habe ich diese lange Fahrt gut überstanden, trotz keiner Pinkelpause. In Qom liegt die Grabmoschee von Fatemeh (Fatima) Masumeh, das zweitwichtigste schiitische Heiligtum im Iran (in Mashhad befindet sich das wichtigste). In Qom gibt es zahlreiche theologische Hochschulen, was sich auch an den vielen, aus aller Welt kommenden schiitischen Geistlichen in den Strassen zeigt. Diese erkennt man einfach an ihren braunen Aba-Umhängen aus Kamelhaar und sie tragen entweder einen weissen oder einen schwarzen Turban, wobei letzterer bedeutet, dass dessen Träger ein Nachfahre des Propheten ist. Das Heiligtum der Fatemeh Masumeh ist stark besucht und voller Menschen, mit seinen Spiegelmosaiken und Fliesenbändern sehr schön und imposant, allemal ein Besuch wert. Nachdem ich alles alleine besichtigt hatte (es kostet keinen Eintritt, man kann einfach hinein marschieren), kam plötzlich ein Iraner auf mich zu und arrangierte eine englischsprechende Fremdenführerin, welche mit mir noch eine interessante Führung unternahm, wobei ich alleine mehr gesehen habe. Sie war sichtlich schockiert, dass ich die Bibel nie (ganz) gelesen habe…

In Qom besuchte in noch einen Friedhof, wo die Grabsteine alle am Boden liegen, es sieht aus wie ein grosser, mit Grabsteinen gepflasterter Platz. Die Besucher können also gar nicht anders als über die Grabsteine zu laufen, was ich etwas befremdlich fand… ich meine, sonst machen die Iraner ein riesen Theater von wegen Schuhe ausziehen – in Moscheen, in Privatwohnungen, in Teehäusern – aber auf Gräbern darf bzw. muss man rumlatschen!

Heute, Sonntag 10.05.2015 (Muttertag) bin ich bereits seit einer Nacht in Kashan, eine kleinere Stadt südlich von Qom. Es gibt hier mega schöne alte traditionelle Bürgerhäuser, prunkvolle Anwesen wie aus tausend und einer Nacht. Man Betritt diese Anlagen quasi im Dachstock, welcher ebenerdig liegt: die Innenhöfe – es gibt pro Haus mindesten zwei davon, ein privater und ein (halb) öffentlicher für Gäste – liegen ca. 10 – 15 Meter unter der Erdoberfläche. Dank einem ausgeklügelten Windkanalsystem und Wasserverteilungsanlagen herrschte in diesen Herrenhäusern immer eine angenehme Temperatur; ein Segen im Sommer, wenn es draussen über 40°C heiss ist. Vor knapp zwei Stunden unternahm ich mit Tristan und Xavier, beides Franzosen, eine kurze Tour in die “Underground City of Nooshabad” (eindrücklich, aber nicht so toll wie diejenige in der Türkei) und zu der hübschen Fin-Gartenanlage, wo Tristan und ich von einer Horde pubertierender Schüler umzingelt wurden, welche alle ein Selfie mit Tristan oder mir machen wollten: so fühlt es sich also an, ein Filmstar zu sein!

Bazaar in Tabriz Kandovan Good restaurant in old Caravanserai in Zanjan Takht-e Soleiman Fatameh Masumeh in Qom Inside Fatameh Masumeh in Qom Somewhere in Qom, this is how Iran looks like Like a Popstar Ameriha House in Kashan

Ardebil

Am Donnerstag 30. April 2014 verliess ich Tehran mit dem Bus Richtung Qazvin wo ich 2 Nächte in einem einfachen aber günstigen Guesthouse (Shared Bathroom, big bed, 600’000 IRR) übernachtete. Qazvin selber bietet einige hübsche Sehenswürdigkeiten, aber die meisten Touristen kommen hierher, um eine Tagestour ins Alamut Tal zu unternehmen. In der Alamut Festung hausten zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert die berühmten Assassinen, welche niemals von den Seldschuken bezwungen wurden und den Mongolen nach deren erfolgreichen Eroberungszügen noch jahrelang von ihren Bergfestungen aus Widerstand leisteten. Einigen von euch werten Lesern mögen diese Assassinen dank der Game Serie “Assassin’s Creed” bekannt sein.

Nächste Station war Rasht, wohin ich am 02.05.2015 mit einem Sammeltaxi fuhr. Savari-Sammeltaxis warten immer bis 4 Gäste zugegen sind, dann wird abgefahren. Diese Art zu Reisen ist sehr schnell und kostet nicht viel mehr als eine Busfahrt. Der Beifahrersitz ist normalerweise für eine Frau reserviert, sonst darf der erste männliche Passagier dort Platz nehmen. Die junge Dame auf dieser Fahrt schloss ihr Handy an die Stereoanlage und spielte während der zweistündigen Fahrt nonstop iranische Musik, super Sache, so kam ich in den Genuss von iranischem Hip Hop, Metall, Boygroup-ähnlichem Schmalz und traditioneller Musik. In Rasht angekommen begab ich mich gleich auf eine vierstündige Tour nach Masuleh, ein kleines Gebirgsdorf im Elburz Gebirge auf ca. 1’100 m Höhe. Das Dorf besteht auf Lehmziegelhäusern, welche terrassenförmig am Gebirgshang gebaut wurden, und die Flachdächer der Häuser dienen der jeweils darüber liegenden Häuserebene als Gehweg und Balkon. Das Dorf ist zwar mega touristisch – iranische Touristen lieben es, sich in traditioneller Kleidung vor einem kitschigen Hintergrund fotografieren zu lassen – aber trotzdem sehr idyllisch, hat mir nicht zuletzt wegen dem super leckeren Gebäck gut gefallen; sie nennen die frittierten Dinger mit Zimtfüllung für mein Sprachverständnis allerdings unglücklicherweise “kaka”…

03.05.2015, endlich ans Kaspische Meer! In Bandar Anzali habe ich den Strand besucht, die Badehose im Rucksack, aber da kein einziger Iraner im Wasser war, beliess ich es dabei, meine Füsse hinein zu tauchen, obschon ich schon gerne sagen können möchte: “ich war im Kaspischen Meer baden, nämlich”. Ich unternahm noch eine einstündige Tour in die Mordab-Lagune, berühmt für die schönen Seerosen und den kaspischen Lotus, die aber leider erst Ende Juni blühen. So war die Fahrt nicht allzu berauschend, leider liegt – trotz Naturschutzzone – einiges an Plastikmüll rum, wie eigentlich überall, scheiss Plastik. Ich sah aber einige Seeschlangen, verschiedenste Vögel, einen Frosch und einen schwimmenden Hund, der eine tote Ente in der Schnauze hatte: ein wildernder wilder Hund! Selbst der Kapitän fand das spektakulär, zumindest schloss ich das aus seinem aufgeregt klingendem Gerede.

Am Montag 04.05.2015, fuhr ich wieder mit Sammeltaxis weiter über Astara, eine wie einst Berlin geteilte Stadt an der Grenze zu Aserbaidschan, nach Ardebil, berühmt für das zum UNESCO Weltkulturerbe zählende Sheik-Safi-Heiligtum, welches eines der Highlights meiner bisherigen Iran Reise ist, sehr imposant und eindrücklich.

Alamut Castle near Gazor Khan, home of Assassins Iranians love to picknick in Alamut Valley Inside Imamzadeh Peighambariye in Qazvin Masuleh Fish market in Bandar Anzali Mordab Lagune Mausoleum Tower of Sheikh-Safi al-Din Chini Khaneh (Porzellanhaus) at Sheik-Safi Mausoleum

Tehran

Mit Pegasus Airlines bin ich von Istanbul um 23.00 abgeflogen und in Tehran, Iran, um 04.00 Ortszeit am Sonntag 26. April 2015 angekommen. Die Islamische Republik Iran hat eine exotische Zeitzone: ich bin der Schweiz um 2.5 Stunden voraus.

Am Flughafen wimmelte ich erst mal die netten aber aufdringlichen Taxifahrer ab, die wie Fliegen um die wenigen Individualtouristen schwirren und eine Fahrt ins Zentrum von Tehran anpreisen. Ich hockte mich erstmals für 2 Stunden in einen Imbiss am Flughafen, trank türkischen Kaffee und studierte in aller Ruhe meinen Reiseführer, den ich bisher nur kurz und stellenweise durchblätterte. Aha, ins Zentrum soll man eines der offiziellen Flughafen Taxis nehmen, die verlangen gemäss Reiseführer 550’000 Rial, während der nette private Taxifahrer 1’200’000 Rial verlangte. Am entsprechenden Schalter also eine Fahrt ins Zentrum, resp. ins Hotel Firuzeh gebucht, welche aber 650’000 Rial kosten sollte. Schnell nachgerechnet – ich wechselte kurz vorher im Flughafen von Tehran Türkische Lira in Iranische Rial um, also rechnete ich mit Stift und Handy Iranische Rial in Türkische Lira in Schweizer Franken um – und den Preis für akzeptabel befunden. 100’000 Rial sind ca. 3.- CHF.

Tehran ist sehr interessant, völlig anders als Istanbul, die Gebäude sind tendenziell eher niedriger und architektonisch anders gebaut. Hinzu kommt die völlig andere Beschriftung, andere Fahrzeuge, andere Menschen und natürlich tragen alle Frauen ein Kopftuch. Der Verkehr ist so was von unorganisiert, das reinste Chaos! Trotzdem funktioniert es irgendwie ohne grösseren Zwischenfälle, ich habe zwar jeden Tag kleinere Unfallstellen gesehen (nur Blechschäden), wo die betroffenen Fahrer und diverse Schaulustige laut und heftig gestikulierend miteinander diskutierten, aber der Verkehr hat etwas organisches, die Autos und Motorräder bewegen sich einer zähen Masse gleich durch die Strassen, gehupt wird selbstverständlich praktisch nonstop. Will man eine Fahrbahn überqueren, muss man allen Mut aufbringen und sich einfach durchschlängeln und auch mal stinkfrech ein Auto zum Abbremsen zwingen (natürlich erst, nachdem man Augenkontakt mit dem Fahrer hergestellt hat), sonst kommt man nie auf die andere Seite, es sei denn, es hat einen der wenigen Fussgängerstreifen mit Ampel. Dem grünen Männchen darf man aber nie blind vertrauen und einfach drauflos laufen, es fahren nämlich immer einige Autos und vor allem Motorräder trotz Rotlicht weiter. Die ersten beiden Tage habe ich mich immer anderen Fussgängern angeschlossen und habe im Schutz deren Windschatten die Strassen überquert, mittlerweile bin ich daran gewöhnt und komme nicht mehr so schnell ins Schwitzen, wenn ich mal alleine die Strasse überqueren will.

Die Menschen in Tehran sind überaus freundlich und alle die Englisch können – und sei es nur Hello, how are you? Welcome to my country! – sprechen mich an und wollen mir helfen, den Weg zu was auch immer zu finden. Diejenigen die ein bisschen besser English oder Französisch können, wollen meist wissen, woher ich komme (Germany? …ahh, Suuuiiiiiiiis!), wie mir der Iran gefällt, was ich über den Iran denke, was ich in der Schweiz über den Iran gehört habe und ob ich denke, dass Iraner alles Terroristen sind.

Am ersten Tag sprach mich unter anderen Mohammad an, ein 23 jähriger Iraner, der mir spontan während 5 Stunden den grossen Basar, das Nationalmuseum, das Bagh-e-Melli Tor, den Imam Kohmeini Platz und vieles mehr zeigte. Der grosse Basar (Bazar-e Bozorg) ist einer der grössten überdachten Basare der Welt, er ist irgendwie ähnlich wie der in Istanbul, aber trotzdem anders: im grossen Basar von Tehran geht es viel hektischer zu und her und man muss dauernd aufpassen, nicht von einem der zahlreichen Transporteure mit ihren kleinen Wagen (Guris) gerammt zu werden. Diese Transporte (ausgeführt von Knaben und Männern jeden Alters) sind ein Indiz dafür, dass dieser Basar ein wichtiger Umschlagplatz für Zwischenhändler ist. Mohammad zeigte mir zudem einen Shop, wo ich eine iranische SIM Karte kaufen konnte: für 350’000 Rial kriegte ich eine Prepaid SIM Karte von MTN Irancell mit 50’000 Rial Guthaben, ohne mich zu registrieren, meine Personalien anzugeben oder meinen Pass zu zeigen! Praktisch, nun kann ich super günstig Hotels und neue Freunde anrufen (Iraner sowie andere Reisende) und wenn ich in einer Stadt bin, wo der Empfang ausreicht, auch im (zensurierten) Internet surfen. Youtube und Facebook gehen z.B. nicht, zumindest nicht ohne technischen Tricks 🙂

Mohammad nimmt seine Religion sehr ernst, er gehört den Schiiten an ging zwischendurch mal in eine Moschee beten, während ich mein erstes iranisches Essen, Chelo Kebab (Kebab mit Reis), genoss. Er war sehr an meinen vergangenen Freundinnen interessiert (wie viele, wie alt, wie lange waren wir zusammen, etc.), und wollte auch sonst vieles wissen, z.B. wie man sich den gegenseitig vertrauen kann, ohne verheiratet zu sein. Ich versuchte ihm meine Weltanschauung und die westliche Art zu leben so gut wie möglich zu erklären, und er mir seine. Unsere Gespräche waren ein super Einstieg in den Iran!

Nach 2 Nächten im Hotel wechselte ich meine Unterkunft in die Wohnung von Mehran und seiner Schwester Matine in einem anderen Stadtviertel. Mehran ist auf Couchsurfing aktiv und hat schon einige Gäste aus aller Welt bei sich zu Hause beherbergt. Ich bin über eine iranische Freundin von Emre (Vermieter in Istanbul) an Mehran vermittelt worden; grossartig, wie nützlich und hilfreich so ein Netzwerk an internationalen Freunden sein kann! Die Zeit mit Mehran war sehr interessant und aufschlussreich: ich lernte seine Freundin kennen, sah wie Iraner in Tehran wohnen und essen und verbrachte einen sehr lustigen Abend bei einer kleinen Hausparty. Mehran und seine Freunde sind mir und meinen Freunden in der Schweiz sehr ähnlich, irgendwie das Gegenteil vom religiösen Mohammad, mit dem ich aber auch sehr gerne zusammen war.

Am Mittwoch 29.04.2015 fuhr ich auf den Tochal (Endstation auf ca. 3’700 m), Tehrans Hausberg, wo ich Iraner beim Skifahren und Snowboarden beobachten konnte, wie geil ist das denn?! Die Fahrt mit der 1977 erbauten Gondelbahn war vielleicht ein Abenteuer, der Nervenkitzel glich der Fahrt mit einer Achterbahn die zugleich eine Geisterbahn ist: die Gondel quietschte und klapperte während der ganzen Fahrt, überall Rost an den Masten und die Türen müssen vom Personal von Hand aufgewuchtet werden!

Mohammad and me at his cousins shop Curious student at Golestan Palace Pita bread bakery Azadi Monument in Tehran Grand Bazaar What to dispose, trash can at Holy Defense Museum Ali the skiing instructor on Tochal, 3'700 m Random Mosque Former US Embassy in Tehran Demonstration in front of Parliament House, take notice of the prohibition sign :-) Emamzadeh Saleh Mosque View from Milad Tower