Nach fast 10 Monaten habe ich endlich wieder einmal meinen Vater getroffen! Urs flog über Singapur um die halbe Welt nach Auckland, wo wir uns am 12. Januar 2016 in die Arme schlossen. Nachdem wir bei einem Bier über die aktuellsten Neuigkeiten getratscht haben, fiel Urs in einen Jetlag bedingten Tiefschlaf, es war ja auch bereits Mitternacht. Am nächsten Tag nahmen wir unseren Mietwagen entgegen, ein riesiger SUV, ein Monster von einem Auto, den Toyota Land Cruiser Prado, in dunkel grau und mit erst 4’000 Kilometer auf dem Tacho. Das Ding wiegt knapp drei Tonnen und beschleunigt selbst bei Bleifuss nur sehr träge, klingt mit seinem Drei Liter Diesel Motor wie ein Traktor, verfügt über mehr als genügend Ladefläche für lediglich zwei Personen und ist super angenehm zu fahren. Dank seiner Grösse reagierten Verkehrsteilnehmer in kleinen Blechkisten sehr zurückhaltend, fuhren links an den Strassenrand damit wir überholen konnten und überliessen uns mehrmals den eigentlich ihnen zustehenden Vortritt 🙂
Wir erkundeten zuerst den Norden der Nordinsel, fuhren der schönen Küste entlang vorbei an zauberhaften Stränden und Buchten nach Paihia. Dort unternahmen wir eine Boots Tour in die Bay of Islands, die Bucht ist mit seinen vielen kleinen Inseln überaus bezaubernd. In Russell assen wir das erste Mal frischen Fisch und tranken köstlichen Rotwein aus Hawkes Bay. Zudem besuchten wir die Waitangi Treaty Grounds, wo die Maoris im Jahre 1840 mit der britischen Krone den Grundstein für das heutige Neuseeland legten, bzw. unterzeichneten. Klar besuchten wir eine Maori Tanzshow, inklusive der weltberühmten „Augen weit aufreissen und Zunge rausstrecken“ Grimasse.
Nächstes Ziel war Ahipara wo wir uns einer Bustour entlang und auf dem Strand der Ninety Miles Beach anschlossen, auf Bodyboards steile Sanddünen hinunter rasten und beim Cape Reinga fasziniert beobachteten, wo das Tasmanische Meer und der Südpazifik aufeinander treffen, man kann deutlich erkennen, wie sich die in Farbe und Temperatur unterscheidenden Meere vermischen. Selbstverständlich testeten wir noch unseren Toyota auf der Ninety Miles Beach, hihi, das war ein riesen Spass auf dem Sand herumzukurven und die elektronischen Helferlein des Wagens zu überlasten! Für solche Aktionen haben wir schliesslich einen 4WD gemietet. 🙂
Auf der Fahrt zurück nach Süden stoppten wir kurz im Waipoua Forest und bestaunten den angeblich ältesten (ca. 2000 Jahre alt) Kauri Baum in Neuseeland, den ThÂane Mahuta, auch „Lord of the Forest“ genannt. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass an einer versteckten und schwer zugänglichen Stelle ein noch älterer Kauri Baum existiert, who knows.
In Auckland besuchten wir das trendige und exzellente Restaurant Depot, lernten im Auckland War Memorial Museum viel über die Geschichte Neuseelands und Polynesiens, erklommen den in der Stadt liegenden erloschenen Vulkankrater Mount Eden und genossen den 360° Rundblick vom Sky Tower. Von eben diesem Turm können sich mutige Touristen an einem Seil in die Tiefe stürzen, typisch für Neuseeland, welches junge Menschen aus aller Welt mit Adrenalinkicks umwirbt und anlockt, schliesslich wurde in diesem Land Bungee Jumping erfunden.
Auf der schönen Coromandel Peninsula verbrachten wir zwei gemütliche Tage im kleinen Städtchen Whitianga, die versteckte und nur zu Fuss erreichbare Lonely Bay hat uns dort extrem gut gefallen. Bei der berühmten Hot Water Beach buddelten wir mit anderen Touris eine Grube im Sand worauf sich diese mit heissem Thermalwasser füllte, et voilĂ , ein do-it-yourself Onsen war geboren! Das Problem dabei: es hat viele, wirklich viele andere Touris, die mit Mietschaufel ausgerüstet das selbe vorhaben, und das heisse Thermalwasser sprudelt nur an zwei engen Stellen aus dem Untergrund, wenn man da an der falschen Stelle gräbt kann man noch so tief graben, da kommt einfach kein heisses Wasser raus. Urs und ich hatten Glück, wir konnten sozusagen ein halb fertiges Onsen übernehmen, welches stetig weiter ausgebaut wurde, je mehr Touris sich hineinsetzen wollten. Die in der Nähe liegende Cathedral Cove war ebenfalls toll und einen Besuch wert.
Auf der Nordinsel besuchten wir noch die Thermal-Wunder Te Puia und Wai-O-Tapu in Rarotonga sowie den Tongariro National Park, wo wir zusammen mit tausend (!) anderen Menschen die populäre “Tongariro Alpine Crossing” Wanderung in Angriff nahmen. Die 19.4 km lange Strecke bietet sehr tolle Aussichten auf den Mount Ngauruhoe, welcher von Peter Jackson in seiner Lord of the Rings Verfilmung als Double für den Mount Doom herhalten musste. Wettertechnisch hatten wir – wie eigentlich während der ganzen Reise – mega Glück, die Sonne schien und es war nicht zu heiss, perfekt für eine längere Wanderung.
Auf dem Weg nach Wellington verbachten wir eine Nacht in der kleinen und unbedeutenden Stadt Wanganui, wo wir aber einen sehr lustigen Abend verbrachten: im Park Cook Gardens wurde ein Open Air Kino veranstaltet, die “Moonlight Movie Night”, Urs und ich bekamen am Eingang Freikarten geschenkt von einem freundliche Kiwi mit den Worten “It’s your lucky night, mates!”, und so konnten wir den Film Grease mit John Travolta schauen! Wir waren aber leider nicht für die Kälte der Nacht ausgerüstet, und so machten wir uns nach ca. der Hälfte des Films aus dem Staub und tranken an der Hotelbar noch ein IPA Bier und planten unsere nächsten Abenteuer für die kommenden Tage.
In Wellington, unserem letzten Stop auf der Nordinsel, besuchten wir das äusserst gut gestaltete Te Papa Museum sowie die Weta Cave Studios, wo allerlei Requisiten für diverse Filme – darunter selbstverständlich Lord of the Rings – hergestellt werden.