Australia, Roadtrip 1

Nach einer Woche im tollen Melbourne (bisher meine Lieblingsstadt in OZ – gute und nette Leute, geniale Strassenmusiker und -künstler, feine Restaurants und tolle Bars, Museen, Strand, Weinanbaugebiet um die Ecke, einfach alles da!) begab ich mit zwei Franzosen, die ich im Hostel kennen lernte, auf einen Roadtrip. Ronan, Antoine und ich mieteten einen Toyota RAV4 um bis nach Alice Springs zu fahren. Leider fielen wir auf das Lockangebot von happycar.fr herein. Dieser Anbieter versprach uns den Wagen für läppische 664.00 EUR. Als wir dann den Wagen bei Hertz abholten – happycar agierte als Vermittler für sunnycars welcher als Vermittler für Hertz arbeitete – teilte uns die charmante Angestellte den Totalpreis mit: 2’500.- EUR sollte uns der Spass kosten! Klar, wir rechneten schon mit einer One Way Fee, aber dass diese über 1’000.- AUD kosten sollte war dann doch eine Faust ins Gesicht. Der Betrag den wir happycar bezahlten war nur für die Anzahl Tage, hinzu kamen noch Steuern, Gebühren und eben die One Way Fee. Nach einigem Hin und Her strichen wir Antoine als Fahrer (er ist unter 25) und entschieden uns für Adelaide als Rückgabeort, die One Way Fee dafür war einiges erträglicher. Am Schluss zahlten wir für das Mietauto pro Person für 14 Tage ca. 440.- CHF, ohne Benzin versteht sich.

In Melbourne traf ich übrigens nochmals auf den Engländer Brian mit dem ich letztes Jahr den Mount Fuji in Japan bestieg und in Hanoi in Vietnam einen lustigen Abend verbrachte. It’s a small world we’re living in…

Brian and me celebrating life Street art in Fitzroy (Melbourne) by Adnate Andy Warhol and Ai Weiwei at National Gallery of Victoria Yarra Valley Wine Tour

Am 07. März 2016 fuhren wir nach Westen, die Great Ocean Road entlang, gemäss Werbeversprechen “one of the world’s most scenic coastal drives“. Nun ja, die Strecke ist nett, teilweise wirklich traumhaft schön, aber irgendwie halt einfach eine Strasse einer Küste entlang, in meinen Augen ist der Werbespruch etwas übertrieben… vielleicht habe ich schon zu viele schöne Strassen gesehen, wer weiss. Meine Reisegefährten entpuppten sich als goldrichtige Wahl, wir hatten während der kommenden zwei Wochen eine super Zeit, nie irgendwelche dummen Diskussionen oder sonstigen Meinungsverschiedenheiten.

The adventure begins Gibson Steps, Great Ocean Road Apollo Bay Loch Ard Gorge, Great Ocean Road

Nach der Great Ocean Road fuhren wir ins Landesinnere zum wunderbaren Grampians National Park, wo wir Wanderungen mit tollen Aussichten unternahmen und ich zum ersten Mal in Australien ein wildes Känguru streicheln konnte, top.

Kangaroos everywhere at Halls Gap Mackenzie Falls, Grampians National Park Boroka Lookout, Grampians National Park

Weiter ging’s zum Weinanbaugebiet Barossa Valley, wo ich zum zweiten Mal köstlichen Australischen Rotwein trank. Das erste Mal degustierte ich einen ganzen Tag lang diverse Weine während einer organisierten Tour ins Yarra Valley von Melbourne aus.

Somewhere close to Barossa Valley

Danach fuhren wir ins Outback, elend viele Kilometer durch eine trockene und trostlose Gegend, über das apokalyptisch anmutende Cooper Pedy wo wir eine Nacht im Untergrund schliefen: das Hostel Radeka Downunder ist in einer ehemaligen Opalmine untergebracht, eine interessante Erfahrung. Der lustige, kauzige, verwirrte, komische aber liebenswürdige Owner unterhielt uns mit Knobbelspielen und Zaubertricks und wurde unser Insiderwitz: “watch out, or the guy from Cooper Peddy will come and get you!

Underground hostel at Coober Pedy Coober Pedy Road Train

Im Outback besuchten wir den Uluru (Ayers Rock), der mich ehrlich gesagt nicht umhaute, ich sah einfach schon viel zu viele Bilder von diesem Ding, als ich ihn dann endlich live erblickte war meine Reaktion eher so “aha, das ist er nun, riesig, aber halt einfach nur ein roter Stein“. Die benachbarten Kata Tjuta (die Olgas) hingegen vermochten mich echt zu begeistern, so eine Gesteinsformation habe ich noch nie gesehen, und der 7,4 km lange “Valley of the Winds Walk” war spitzenklasse. Das angeschlossene Museum finde ich eher langweilig, heruntergekommen, unspektakulär und lieblos gestaltet, kein Vergleich zu den spannenden Museen in New Zealand.

Uluru Uluru The Olgas, Valley of the Winds Walk The Olgas, Valley of the Winds Walk The Olgas, Valley of the Winds Walk

Nächster Stop war im Kings Canyon, der hat mir sehr gut gefallen. Wir hatten Glück, in den Tagen vor unserer Ankunft regnete es viel und lange, so war der Bach im Tal voller Wasser, angeblich ein seltener Anblick, was wir natürlich mit einem erfrischenden Bad im kühlen Nass feierten.

Kings Creek Walk Kings Creek Walk, taking a bath Kings Canyon Rim Walk Kings Canyon Rim Walk

Dank den regenreichen Tagen war selbst Alice Springs ziemlich grün, und der nahe gelegene West MacDonnell National Park zeigte sich ebenfalls von seiner schönsten Seite.

Redbank Gorge, West MacDonnell Ranges Redbank Gorge, West MacDonnell Ranges Ellery Creek Big Hole, West MacDonnell Ranges Ellery Creek Big Hole, West MacDonnell Ranges

Nach den tollen Tagen im Outback fuhren wir zurück nach Süden, über Copper Pedy nach Adelaide. Antoine vergass leider seine Tasche mit Pass, Geld und Flugtickets beim Tank-Stop in Marla, was er beim einchecken im uns bekannten underground Hostel in Cooper Pedy bemerkte. Somit kamen wir an diesem Tag in den Genuss von zusätzlichen 500 km Autofahrt hin und zurück im Outback, was für Australische Verhältnisse aber sozusagen “gleich um die Ecke” ist. Der Lohn der nächtlichen Autofahrt war ein klarer Nachthimmel mit Milchstrasse und unendlich vielen Sternen.

In Adelaide trennten sich am 21. März 2016 nach knapp 6’000 km im Auto unsere Wege, Antoine flog an die Ostküste, Ronan nach Darwin und ich blieb für eine Woche in Adelaide, wo ich in einem shared house (gefunden über Airbnb) neue interessante Freunde aus China und Singapur fand. Adelaide gefällt mir, nicht zu gross, nicht zu klein, viele leckere Restaurants in Chinatown. Ich trank köstlichen Wein während einer Winery Tour ins McLaren Vale und besuchte ein Länderspiel im Adelaide Oval, das Australischen Nationalteam Caltex Socceroos gegen die chancenlosen Fussballer von Tajikistan (7 : 0).

McLaren Vale Wine Tour

Cook Islands

Nach dem tollen Aufenthalt in New Zealand flog ich am 17. Februar 2016 von Auckland nach Rarotonga, die Hauptinsel der Cook Islands. Ich wollte schon immer mal die Südsee besuchen, und von New Zealand aus ist es nur ein kurzer Flug, also nichts wie hin! Ich entschied mich für diesen Inselstaat weil ich in meinem letzten Job ab und zu mit Sitzgesellschaften von den Cook Islands konfrontiert wurde.

Auf meinem Flug von Auckland nach Rarotonga überquerte ich die Datumsgrenze und erlebte so eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit! Ich flog am 17. Februar in New Zealand ab und landete am 16. Februar in Rarotonga, 23 Stunden back in time. Leider konnte ich mein Wissen der zukünftigen Ereignisse nicht gewinnbringend einsetzen, ich vergass vor Abflug die Lottozahlen der Zukunft zu notieren 🙂

Ich besuchte die Cooks in der “Wet Season”, es regnete dementsprechend oft, aber dafür waren nur wenige andere Touristen unterwegs und ich fand auf jeder der drei besuchten Inseln ohne Probleme eine günstige Unterkunft.

Ich überquerte Rarotonga während einer drei stündigen Wanderung von Nord nach Süd, vorbei an dem markanten Felsen “Te Rua Manga“, auch “The Needle” genannt (413 m). Dieser Cross-Island Track war überraschend anstrengender als erwartet, der Pfad war teilweise extrem rutschig und an einigen Stellen musste ich regelrecht klettern! Bei “Chantal’s Concierge on the Beach” lernte ich die namensgebende Chantal kennen, bei ihrem kleinen Reisebüro direkt am Strand verbrachte ich einen sehr lustigen Abend mit Chantal, einer ihrer Freundinnen, zwei aufgestellten Ladies und einem interessanten Maori aus New Zealand – eine bunt zusammen gewürfelte Truppe, herrlicher Abend.

Te Rua Manga / The Needle (413m) Having a good time

Am 20. Februar 2016 flog ich mit Air Rarotonga nach Norden auf die Insel Atiu. Atiu ist eine sehr verschlafene Insel, viele Häuser stehen leer und verrotten, da die junge Generation lieber nach New Zealand oder Australien zieht um dort zu arbeiten. Ich buchte keine Unterkunft im voraus, was bei den anderen Passagieren für grosse Verwunderung sorgte. Bei der Ankunft auf dem kleinsten Flughafen den ich bisher gesehen habe merkte ich schnell wieso: auf der ganzen Insel gab es wegen der Nebensaison nur ein einziges geöffnetes Hotel, die Atiu Villas. Zum Glück war Roger, der Inhaber, am Flughafen, um seine Gäste abzuholen (die drei anderen Touristen an Bord der Maschine), und ich konnte einen seiner hübschen Bungalows beziehen. Mit Birdman George – ein kauziger aber sehr freundlicher und lustiger alter Mann – unternahm ich und Anton (ebenfalls Schweizer) eine Tour und wir konnten die seltenen Vögel Kakerori (Rarotonga Flycatcher) und Kura (Rimatara Lorikeet) beobachten. Auf einer anderen Tour mit dem Tourguide Marshall erforschte ich die Anatakitaki Caves und konnte den nur auf Atiu vorkommenden Kopeka Vogel aus nächster Nähe sehen und hören; dieser Vogel kann in der Finsternis wie eine Fledermaus dank klickenden Geräuschen navigieren. Der Weg zu der Höhle war sehr eindrücklich, wir durchquerten dichten Dschungel und liefen auf und neben versteinerten Korallen (Makatea). Atiu ist eine der wenigen Insel im Südpazifik, die sich jährlich um wenige Millimeter vom Meeresboden empor hebt, deshalb gibt es einen Ring von versteinerten Korallen mitten im Dschungel. Die Wanderung über und durch diesen Korallenwald war und ist ein unvergessliches Erlebnis!

Hidden dream beach on Atiu The way is shut Cave exploring on Atiu Cave swimming on Atiu Tree roots on Atiu Hiking over fossilized coral (makatea)

Selbstverständlich besuchten Anton und ich ein Tumunu, ein “bush-beer drinking club”. In einem Tumunu sitzt man im Kreis um den Barman, welcher einem der Reihe nach aus einem kleinen Becher – die Hälfte einer kleinen Kokosnuss – von dem selbstgebrauten Bush Beer anbietet. Je länger man dort sitzt, desto lauter, lustiger und beschwinglicher werden die Gespräche 🙂

Drinking session at a tumunu

Am 24. Februar 2016 flog ich auf die wunderschöne Insel Aitutaki, weltberühmt für die türkisfarbene und smaragdgrün leuchtende Lagune. Auf dieser Trauminsel verbrachte ich sehr entspannende Tage mit Lesen, Schnorcheln und Nichtstun. Auf der kleinen Insel (motu) “One Foot Island” fand ich den schönsten Strand den ich je erblickt habe, wow, die Schönheit von Aitutaki ist schlicht atemberaubend.

Stunningly beautiful Aitutaki Lagoon Aitutaki Lagoon Slow down, take it easy Aitutaki Island night show Aitutaki

Fazit: This is the stuff of fantasy, the picture of a holiday destination conjured by anyone who’s been overwhelmed by traffic or paperwork or monotony, and dreamt of escape. (Diese überaus zutreffende Beschreibung der Cooks stammt aus einer Werbebroschüre)

New Zealand, South Island

Auf der Südinsel nahmen mein Vater Urs und ich in Kaikoura an einer Whale Watching Tour teil. Das Wetter war nicht gerade freundlich (einer unserer wenigen Regentage im Land der Kiwis) und die See war rau, wirklich rau! Knapp die Hälfte der mitfahrenden Touristen machte lautstark von den Kotztüten Gebrauch, ach herrje, aber zum Glück beschränkten sich die Emissionen nur auf Lärm, der Geruch wurde von der gut funktionierenden Lüftung sofort und restlos weggesaugt. Die Achterbahnfahrt lohnte sich aber allemal, wir bekamen einen Pottwal (auf English Spermwhale) zu Gesicht, und der erfahrene Kapitän platzierte unser Schiff genau zum richtigen Zeitpunkt hinter den Wal, damit wir beim Abtauchen die imposante Schwanzflosse beobachten konnten! Ausserdem konnten wir hunderte Schwarzdelfine bei ihren Sprüngen und Saltos beobachten, einmalig!

Spermwhale at Kaikoura Sea lion near Kaikoura

In Blenheim schlossen wir uns einer Wine Tasting Tour an und konnten diverse Weiss- und Rotweine in vier verschiedenen Weinkellern degustieren. Der berühmte Sauvignon Blanc aus der Marlborough Region schmeckt wirklich ausgezeichnet, keine Frage.

Villa Maria Marlborough Winery

Ganz im Norden der Südinsel bezogen wir für drei Nächte unser Quartier in Takaka. Von hier aus unternahmen wir eine Bustour zum Farewell Spit, eine schmale Landzunge die die nördliche Eingrenzung der Golden Bay bildet. Weil der Bus auf dem Strand fährt kann die Tour nur bei Ebbe durchgeführt werden, was an unserem Tag “leider” um 06.00 Uhr morgens der Fall war. Als Entschädigung für den kurzen Schlaf – wir standen um 04.30 auf – konnten wir einen eindrücklichen Sonnenaufgang beobachten. Im Abel Tasman National Park namen wir ein Boottaxi zur Torrent Bay und wanderten während 2 Stunden zur Bark Bay, wo unser Taxi auf uns wartete und zurück zum Ausgangspunkt brachte.

Urs at Farewell Spit Michael at Farewell Spit Abel Tasman National Park Abel Tasman National Park

Am 01. Februar 2016 fuhren wir entlang der wilden und sehr schönen Westküste nach Süden, staunten über die einmaligen Pancake Rocks, übernachteten im für Jade Schmuck (Greenstone) bekannten Hokitika und waren fasziniert von dem milchigen, türkisfarbenen Wasser in der pittoresken Hokitika Gorge.

Pancake Rocks Hokitika Gorge

Nächster Stop war Fox Glacier im Westland National Park, wo mich die schneebedeckten Berge mit den vielen Gletschern sehr an die Schweiz erinnerten. Urs und ich leisteten uns einen absolut genialen und tollen Rundflug in einem kleinen Flugzeug, wir umkreisten Neuseelands höchsten Berg Mount Cook / Aoraki (3’724 m) und überflogen zig Gletscher, darunter die berühmten Fox Glacier, Franz Josef Glacier und Tasman Glacier. Die eindrückliche Bergwelt der Neuseeländischen Alpen hat mir einmal mehr vor Augen geführt dass ich die Schweizer Berge vermisse.

Fox Glacier Scenic flight around Mount Cook DSC04118 (Large) Lake Matheson, like a mirror!

In Cardrona bezogen wir unsere schönste Unterkunft in Neuseeland, eine grosse Wohnung mit Blick auf goldene Hügel; gefunden habe ich die Wohnung über Airbnb. Im nahe gelegenen Queenstown buchten wir eine Jetboat Tour, das kleine Boot mit praktisch null Tiefgang raste durch eine enge Schlucht auf dem Shotout River, ein Heidenspass! Queenstown selber aber ist nicht wirklich schön, die Stadt quillt über an Outdoor und Bike Shops, an jeder Ecke hat es ein Reisebüro das für die tausend verschiedenen Adrenalinkicks wirbt und trotz der Seelage versprüht die Stadt keinerlei Charme.

Shotout River Skippers Canyon Jet Boat Tour

Ganz im Südwesten der Südinsel besuchten wir den eindrucksvollen Fjord Milford Sound. Es hatte sehr viele Touristen (die meisten waren Chinesen, wegen dem Chinesischen Neujahr), die sich aber gut auf die vielen Ausflugsboote verteilt haben. Nach einer Übernachtung in Te Anau Downs brachte uns ein Schiff über den Lake Manapouri zur Manapouri Power Station, wo uns ein Bus über den Wilmot Pass zum Deep Cove fuhr, wo unser “Overnight Cruise” Schiff, die Seafinn, auf uns wartete. Dieser Ausflug inklusive Übernachtung auf dem Schiff in den Doubtful Sound war für mich das absolute Highlight in Neuseeland! Die Natur ist einfach atemberaubend schön, viele Wasserfälle zieren die teils senkrecht in die Höhe ragenden Steilhänge. Wir drehten eine Runde im Kajak, kühlten uns im braunen Wasser ab und fischten unser Abendessen. Dabei machte uns ein Grey Shark das Abendessen strittig, einmal biss er die komplette hintere Hälfte eines Fisches am Haken ab. Der Amerikaner Kelly hatte den kleinen Hai schliesslich am Haken, ihr könnt euch die Aufregung an Bord sicher vorstellen! Unser Kapitän Chris konnte mit einer Zange den Haken vom Hai lösen und liess ihn wieder frei. Auf dem Weg zum Tasmanischen Meer holte Chris drei Fangkäfige voller Crayfish (Lobster) aus dem Wasser, die Dinger schmecken absolut lecker! Wir wurden von Delphinen begleitet, fütterten einen riesigen Albatross mit unseren Fischabfällen und sahen einen Seehund am faulenzen. Doubtful Sound, zweifellos Spitzenklasse!

Doubtful Sound Kayaking in Doubtful Sound Crayfish at Doubtful Sound Greyshark got caught at Doubtful Sound Dolphins at Doubtful Sound Early morning at Doubtful Sound

Von Te Anau aus begaben wir uns auf DIE Monster-Wanderung in Neuseeland: wir wanderten knapp 40 Kilometer an einem Tag auf dem Kepler Track! Wir starteten am Kepler Treck Carpark, wanderten am See Te Anau entlang zur Brod Bay, von wo aus es bergauf zur Luxmore Hütte ging, wo wir rasteten und den kurz vorher eingesetzten Regenschauer vorbei passieren liessen. Nach ca. 40 Minuten klarte der Himmel auf und wir setzten unsere Wanderung im Sonnenschein auf den Gipfel des Mount Luxmore fort (1’472 m). Der Ausblick war fantastisch, nur leider mussten wir den ganzen Weg zurück laufen, die letzten 5 Kilometer am See entlang waren nicht lustig, nein, die wären echt nicht nötig gewesen. Aber nach einer Dusche und einem feinen Abendessen waren die Anstrengungen schon vergessen und ich fiel in den tiefsten Schlaf seit langem 🙂

Kepler Track, Lake Te Anau Summit Mount Luxmore, 1'472 m

Der Nugget Point in den Catlins ist einer der schönsten Orte der Welt, keine Frage! Ebenso gefiel uns in dieser äusserst schönen Gegend der McLean Wasserfall und die Cathedral Caves. Und selbstverständlich besuchten wir noch den südlichsten Punkt der Südinsel Neuseelands.

Nugget Point, Catlins McLeans Falls Cathedral Caves, Catlins Cathedral Caves, Catlins Southern most point of the South Island

In Dunedin, eine ganz nette Stadt, besuchten wir das Royal Albatross Centre. Das Foto hat mir der freundliche Schweizer René, der über ein massives Teleobjektiv verfügte, per Email zugeschickt.

Royal Albatross

Auf dem Weg nach Norden  besuchten wir die berühmten und wirklich einzigartigen Moeraki Boulders, runde Steine am Strand, echt ulkig. Beim Lake Ohau fanden wir eine schöne Lodge mit Jacuzzi, so lässt’s sich leben! Am nächsten Tag besuchten wir nochmals den Mount Cook, diesmal von der südlichen Seite her, dem Lake Pukaki entlang.

Moeraki Boulders Lake Ohau Lodge Lake Pukaki and Mount Cook

In Christchurch verbrachten wir unsere letzten gemeinsamen Tage, bevor mein Vater am 16. Februar 2016 zurück in die Schweiz reiste. Etliche Spuren des zerstörerischen Erdbebens von 2011 sind nach wie vor zu sehen, viele leer stehende und abgesperrte Gebäude erinnern an das schreckliche Ereignis. Das Zentrum versprüht eine Art Geisterstadt Atmosphäre, viel Auswahl an Restaurants und Geschäften gibt es nicht. Doch die Angestellten in den wenigen geöffneten Etablissements sorgen mit ihrer aufgestellten Art für eine zuversichtliche Atmosphäre.

Re:START Mall, Christchurch Christchurch Cathedral

Fazit: New Zealand ist toll. Sehr kurz zusammengefasst: Ein schönes und abwechslungsreiches Land, voller Outdoor Aktivitäten, bevölkert von freundlichen und hilfsbereiten Hinterwäldlern (wobei das nicht abwertend gemeint ist).

Bye bye, Land of the Kiwi

New Zealand, North Island

Nach fast 10 Monaten habe ich endlich wieder einmal meinen Vater getroffen! Urs flog über Singapur um die halbe Welt nach Auckland, wo wir uns am 12. Januar 2016 in die Arme schlossen. Nachdem wir bei einem Bier über die aktuellsten Neuigkeiten getratscht haben, fiel Urs in einen Jetlag bedingten Tiefschlaf, es war ja auch bereits Mitternacht. Am nächsten Tag nahmen wir unseren Mietwagen entgegen, ein riesiger SUV, ein Monster von einem Auto, den Toyota Land Cruiser Prado, in dunkel grau und mit erst 4’000 Kilometer auf dem Tacho. Das Ding wiegt knapp drei Tonnen und beschleunigt selbst bei Bleifuss nur sehr träge, klingt mit seinem Drei Liter Diesel Motor wie ein Traktor, verfügt über mehr als genügend Ladefläche für lediglich zwei Personen und ist super angenehm zu fahren. Dank seiner Grösse reagierten Verkehrsteilnehmer in kleinen Blechkisten sehr zurückhaltend, fuhren links an den Strassenrand damit wir überholen konnten und überliessen uns mehrmals den eigentlich ihnen zustehenden Vortritt 🙂

The adventure starts! Our massive Toyota

Wir erkundeten zuerst den Norden der Nordinsel, fuhren der schönen Küste entlang vorbei an zauberhaften Stränden und Buchten nach Paihia. Dort unternahmen wir eine Boots Tour in die Bay of Islands, die Bucht ist mit seinen vielen kleinen Inseln überaus bezaubernd. In Russell assen wir das erste Mal frischen Fisch und tranken köstlichen Rotwein aus Hawkes Bay. Zudem besuchten wir die Waitangi Treaty Grounds, wo die Maoris im Jahre 1840 mit der britischen Krone den Grundstein für das heutige Neuseeland legten, bzw. unterzeichneten. Klar besuchten wir eine Maori Tanzshow, inklusive der weltberühmten „Augen weit aufreissen und Zunge rausstrecken“ Grimasse.

Bay of Islands

Nächstes Ziel war Ahipara wo wir uns einer Bustour entlang und auf dem Strand der Ninety Miles Beach anschlossen, auf Bodyboards steile Sanddünen hinunter rasten und beim Cape Reinga fasziniert beobachteten, wo das Tasmanische Meer und der Südpazifik aufeinander treffen, man kann deutlich erkennen, wie sich die in Farbe und Temperatur unterscheidenden Meere vermischen. Selbstverständlich testeten wir noch unseren Toyota auf der Ninety Miles Beach, hihi, das war ein riesen Spass auf dem Sand herumzukurven und die elektronischen Helferlein des Wagens zu überlasten! Für solche Aktionen haben wir schliesslich einen 4WD gemietet. 🙂

90 Mile Beach Bus Tour Cape Reinga Playing on the 90 Mile Beach

Auf der Fahrt zurück nach Süden stoppten wir kurz im Waipoua Forest und bestaunten den angeblich ältesten (ca. 2000 Jahre alt) Kauri Baum in Neuseeland, den Th­ane Mahuta, auch „Lord of the Forest“ genannt. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass an einer versteckten und schwer zugänglichen Stelle ein noch älterer Kauri Baum existiert, who knows.

In Auckland besuchten wir das trendige und exzellente Restaurant Depot, lernten im Auckland War Memorial Museum viel über die Geschichte Neuseelands und Polynesiens, erklommen den in der Stadt liegenden erloschenen Vulkankrater Mount Eden und genossen den 360° Rundblick vom Sky Tower. Von eben diesem Turm können sich mutige Touristen an einem Seil in die Tiefe stürzen, typisch für Neuseeland, welches junge Menschen aus aller Welt mit Adrenalinkicks umwirbt und anlockt, schliesslich wurde in diesem Land Bungee Jumping erfunden.

Sky Tower in Auckland Mount Eden in Auckland

Auf der schönen Coromandel Peninsula verbrachten wir zwei gemütliche Tage im kleinen Städtchen Whitianga, die versteckte und nur zu Fuss erreichbare Lonely Bay hat uns dort extrem gut gefallen. Bei der berühmten Hot Water Beach buddelten wir mit anderen Touris eine Grube im Sand worauf sich diese mit heissem Thermalwasser füllte, et voilà, ein do-it-yourself Onsen war geboren! Das Problem dabei: es hat viele, wirklich viele andere Touris, die mit Mietschaufel ausgerüstet das selbe vorhaben, und das heisse Thermalwasser sprudelt nur an zwei engen Stellen aus dem Untergrund, wenn man da an der falschen Stelle gräbt kann man noch so tief graben, da kommt einfach kein heisses Wasser raus. Urs und ich hatten Glück, wir konnten sozusagen ein halb fertiges Onsen übernehmen, welches stetig weiter ausgebaut wurde, je mehr Touris sich hineinsetzen wollten. Die in der Nähe liegende Cathedral Cove war ebenfalls toll und einen Besuch wert.

Lonely Bay, Coromandel Digging an Onsen at Hot Water Beach

Auf der Nordinsel besuchten wir noch die Thermal-Wunder Te Puia und Wai-O-Tapu in Rarotonga sowie den Tongariro National Park, wo wir zusammen mit tausend (!) anderen Menschen die populäre “Tongariro Alpine Crossing” Wanderung in Angriff nahmen. Die 19.4 km lange Strecke bietet sehr tolle Aussichten auf den Mount Ngauruhoe, welcher von Peter Jackson in seiner Lord of the Rings Verfilmung als Double für den Mount Doom herhalten musste. Wettertechnisch hatten wir – wie eigentlich während der ganzen Reise – mega Glück, die Sonne schien und es war nicht zu heiss, perfekt für eine längere Wanderung.

Te Puia Wai-O-Tapu Thermal WonderlandTongariro Alpine Crossing, Mount Ngauruhoe Tongariro Alpine Crossing, Emerald Lakes Kiwi X-ing

Auf dem Weg nach Wellington verbachten wir eine Nacht in der kleinen und unbedeutenden Stadt Wanganui, wo wir aber einen sehr lustigen Abend verbrachten: im Park Cook Gardens wurde ein Open Air Kino veranstaltet, die “Moonlight Movie Night”, Urs und ich bekamen am Eingang Freikarten geschenkt von einem freundliche Kiwi mit den Worten “It’s your lucky night, mates!”, und so konnten wir den Film Grease mit John Travolta schauen! Wir waren aber leider nicht für die Kälte der Nacht ausgerüstet, und so machten wir uns nach ca. der Hälfte des Films aus dem Staub und tranken an der Hotelbar noch ein IPA Bier und planten unsere nächsten Abenteuer für die kommenden Tage.

Moonlight Movie Night, Wanganui

In Wellington, unserem letzten Stop auf der Nordinsel, besuchten wir das äusserst gut gestaltete Te Papa Museum sowie die Weta Cave Studios, wo allerlei Requisiten für diverse Filme – darunter selbstverständlich Lord of the Rings – hergestellt werden.

Weta Cave Studios in Miramar, Wellington

Vietnam

Mit Luca – einer meiner besten Freunde aus der Schweiz – bereiste ich während knapp vier Wochen das schöne und spannende Vietnam und das etwas enttäuschende Kambodscha.

Wir trafen uns am Samstag 14. November 2015 in Hanoi, welches uns nicht zuletzt wegen der vielen Bia Hoi Restaurants im Old Quarter äusserst gut gefiel. Bia Hoi bedeutet “frisches Bier”, man trinkt Becher nach Becher des nur ca. 3% Alkohol starken Biers und bestellt immer wieder mal eine der vielen kulinarischen Köstlichkeiten, während man von seinem kleinen Plastikhocker auf dem Gehweg den verrückten Verkehr auf der Strasse beobachtet. Luca und ich genossen eines unserer besten Abendessen unserer gesamten Reise in einem Bia Hoi! Die Überquerung einer dicht befahrenen Strasse in Hanoi kann den Adrenalinspiegel schon mal extrem in die Höhe treiben, wow, es ist verrückt wie viele Scooter und Motorräder in den Strassen unterwegs sind, echt krass. Am ersten Abend trafen wir Brian, mit dem zusammen ich den Mount Fuji in Japan bestiegen habe (siehe hier) und welcher zufälligerweise auch in Hanoi war. Wir feierten unser Wiedersehen mit anderen Touristen (Backpacker wie im Bilderbuch: die meisten mit Bart und Pfürzi Frisur) in einem Hostel, dort gab es neben lauter Musik einen Beer Pong Wettbewerb, wobei man versucht ein volles Glas Bier mit einem Ping Pong zu treffen, worauf das gegnerische Team das Bier austrinken muss.

Bia Hoi in Hanoi Two authentic fruit sellers in Hanoi

Von Hanoi aus unternahmen Luca und ich zwei “3 days 2 nights” Ausflüge. Die erste Tour führte uns in die sehr touristische, aber trotzdem absolut sehenswürdige Halong Bay sowie die benachbarte Bai Tu Long Bay. Auf unserem Schiff Halong Legacy Cruise 02 freundeten wir uns mit zwei aufgestellten und humorvollen Pärchen aus Australien an, zusammen verbrachten wir eine super lustige Zeit, inklusive Kayaking, Karaoke Night und Squid Fishing.

Halong Bay Luca, myself and our new friends from Australia, Halong Bay Halong Bay Kayaking in Halong Bay

Die zweite Tour führte uns gen Westen in die Berge nach Mai Chau, wo wir die schöne Gegend voller Reisfelder und grünen Bergen mit Fahrrädern und Motorrädern erforschten. Während unserer Tagestour auf dem Motorrad besuchten wir unter anderem eine Bamboo Chopstick Factory und eine eindrückliche Höhle in einem versteckten Seitental. Mai Chau war eines unserer Highlights in Vietnam, die grüne Landschaft ist atemberaubend schön.

Cycling around Mai Chau Somewhere in the mountains near Mai Chau Cave exploration near Mai Chau Landscape near Mai Chau

Vom hohen Norden flogen wir beide anschliessend in den tiefen Süden, auf die Insel Phu Quoc, wo wir am Strand faulenzten, mit Scootern die Insel auf teils sehr abenteuerlichen Schotterpisten umrundeten und einen Tauch- resp. Schnorchelausflug unternahmen.

Phu Quoc

Nächste Destination war die vibrierende, laute, total verkehrsüberlastete aber dennoch hoch interessante und spannende Stadt Saigon, auch bekannt unter dem Namen Ho Chi Minh City, welcher aber niemand benützt, die Einwohner nennen ihre Stadt alle Saigon. Die Stadt verfügt über unglaublich viele Restaurants, Street Food, Bars, Coffee Shops und vieles mehr, genial. Viele der genannten Etablissements sind wie die Stadt selbst verwinkelt und verströmen eine Art “Wohlfühl Atmosphäre”, einfach toll. Von Saigon aus unternahmen wir eine “2 days 1 night” Tour ins Mekong Delta, was bis auf den Cai Rang Floating Market bei Can Tho nicht wirklich ansprechend war. Die Tour kostete zum Glück aber auch nur 25.- USD pro Kopf, inklusive der mehrstündigen Busfahrt und der Hotelübernachtung, und bot ausserdem einen Besuch bei einer Rice Paper Produktionsstätte, Coconut Candy Factory inkl. Schlange um den Hals für Urlaubsfotos, Bienen- und Früchtefarm, kurze Fahrt im Paddelboot und einem Auftritt einer traditionellen Folklore Gruppe… das ganze Spektakel war uns viel zu touristisch und wir wurden regelrecht von Station zu Station gehetzt. Vielleicht wäre eine der deutlich teureren Small Group Tours die bessere Wahl gewesen, who knows…

Honda Super Cub in Saigon Delicious Banh Mi in Saigon Saigon is heaven for foodies!Cai Rang Floating Market at Can Tho, Mekong Delta Yes, we are tourists! Mekong Delta

Nach den erlebnisreichen zwei Wochen in Vietnam flogen wir am 01. Dezember 2015 nach Siem Reap in Kambodscha. Dort trafen wir wie geplant auf Martin und Tricia aus der Schweiz, beide auf einer Südostasien Reise. Zusammen bestaunten wir die zum UNESCO Weltkulturerbe zählenden Ruinen rund um Angkor Wat, sehr eindrücklich, beim erkunden der Tempel und Pagoden fühlt man sich wie Indiana Jones oder Lara Croft! Von Siem Reap aus unternahmen wir eine interessante Halbtagestour zum riesigen See Tone Sap, wo wir ein Floating Village besuchten und den Sonnenuntergang auf unserem Ausflugsboot genossen.

Exploring Temples at Angkor Beautiful Bayon Temple at Angkor

In Cambodia besuchten wir zu viert noch den eher enttäuschenden Badeort Sihanoukville und die praktisch in jeder Strasse und Gasse übel riechende Hauptstadt Phnom Penh. Die Choeung Ek Killing Fields und das Tuol Sleng Genocide Museum in der Hauptstadt sind sehr bedrückend, krass, was da von vor nicht all zu langer Zeit passiert ist. Cambodia ist nett, mehr nicht, bisher ganz klar die grösste Enttäuschung in Südostasien für mich. Ich habe mir Cambodia halt mehr wie das authentische und herzliche Myanmar vorgestellt, und nicht das von Prostitution und partysüchtigen Backpackern verseuchte Ballermann Spektakel erwartet…

Motorbike Tour in Sihanoukville

Nach einer Woche in Cambodia reisten wir alle zurück nach Saigon, wo sich unsere Wege leider wieder trennten. Luca flog zurück in die Schweiz, während Martin und Tricia über Hanoi nach Bangkok flogen, wo sie ihre restlichen Ferientage verbrachten. Ich bin in Vietnam geblieben, es gefällt mir hier ausserordentlich gut. Ich unternahm eine Motorrad Tour von Hoi An nach Hue und verbrachte Weihnachten am Strand von Mui Ne, wo so überhaupt keine Weihnachtsstimmung herrschte, es mir aber vielleicht genau deswegen sehr gut gefiel.

Exploring the surroundings at Danang Happy Christmas! Beach at Mui Ne Wow Quad fun near Mui Ne Somewhere near Mui Ne

Myanmar

Nach meinem Aufenthalt im tollen Japan besuchte ich mit meiner Schwester Steffi vom 23. Oktober bis zum 08. November 2015 das schöne Myanmar, auch bekannt als Burma oder Birma.

Unser Flug von Bangkok nach Yangon hatte leider (oder nur) eine gute Stunde Verspätung, somit war es bereits dunkel, als wir schliesslich in unserem Hotel ankamen, zu spät für Sightseeing, aber egal, Steffi war nach ihrer langen Reise eh völlig übermüdet und fiel nach einem Bier in einer stylischen Bar in einen komatösen Schlaf, um Acht Uhr lokale Zeit. Nach über 12 Stunden Schlaf war Steffi wieder top fit und hatte nach dieser Nacht nie mit Jetlag zu kämpfen.

Am nächsten Tag machten wir uns per Bus auf den Weg nach Norden bis nach Taungoo. Den berühmten goldenen Felsen Kyaik-htyio Nord-Östlich von Yangon schenkten wir uns, erstens dürfen Frauen den Stein nur aus der Ferne beobachten, was Steffi ganz klar nicht so toll fand, und zweitens haben mir andere Reisende zwar nicht davon abgeraten, aber als ein must-see hat es niemand bezeichnet. Taungoo hat uns super gefallen, die Stadt verfügt über zwei Hotels, wobei wir uns für die Luxusvariante mit Pool entschieden. Das Royal Kaytumadi Hotel bietet eine sehr hübsch gestaltete Anlage direkt am See und ist für unsere Verhältnisse nicht zu teuer, kostet aber ganz klar sehr viel für ein Hotel in Myanmar. Mit einem Fahrrad mit Beiwagen, eine Art Rikscha, in Myanmar “side cars“ genannt oder “sai kaa” wie die Locals es aussprechen, unternahmen wir eine abendliche Stadtrundfahrt mit einem lustigen Burmesen als Fahrer, der bereits etwas angetrunken wirkte, aber ordentlich in die Pedale trat, um Steffi und mich zur eindrücklichen Shwe San Taw Pagoda zu fahren. Danach fuhr er uns kreuz und quer durch die kleine Stadt, wobei viele Einheimische uns erstaunt anstarrten und diverse Male mit ausgestrecktem Arm auf uns gezeigt wurde, anscheinend sind (blonde) Touris in dieser Stadt noch eine Seltenheit. Bei einem unscheinbar wirkenden kleinen Laden kauften wir Biernachschub für uns und natürlich unseren durstigen Fahrer. Dabei lernten wir eine schlaue und absatzfördernde Marketing Strategie von Myanmar Beer kennen: unter dem weissen Plastik in jedem Flaschenverschluss (bottle cap) der grossen Bierflaschen liegt ein möglicher Gewinn versteckt: 200.-, 500.- oder 1000.- Kyat, sowie auch eine gratis Bierflasche. Unser Fahrer gewann gleich bei seinem ersten Bier 500.- Kyat!

Am nächsten Tag fuhren wir mit einem angeheuerten private driver nach Nyaung Shwe beim Inle-See. Unterwegs besuchten wir noch kurz das Phoe Kyar Elephant Camp, wo Elefanten noch als Arbeitstiere eingesetzt werden, wie zu alten Zeiten. Überhaupt sieht man in Myanmar, notabene eines der ärmsten Ländern dieser Erde, in unseren Augen urtümlich wirkende Arbeitsgeräte und Fahrzeuge, wie die allgegenwärtigen Ochsenkarren. Der Inle-See hat uns beiden sehr gut gefallen, bei prächtigem Wetter unternahmen wir eine ganztägige Bootstour und besuchten dabei diverse Tempel, die schwimmenden Gärten sowie einige sehenswerte, wenn auch sehr touristische Handwerksbetriebe, darunter eine Messerschmiede, ein Bootsbauer und eine Seidenweberei, wo ich einen schönen Schal kaufte, ein wundervoller Ersatz für meinen alten Schal, den ich in Sapporo in der Metro liegen liess. In der Hpaung Daw U Pagoda konnte ich fünf unförmige Goldklumpen bestaunen, die mit Phantasie Buddha Statuen ähneln. Steffi war der Anblick aus nächster Nähe verwehrt, die Burmesen mögen wie schon weiter oben ausgeführt keine Frauen in der Nähe ihrer goldenen Steine.

Von Nyaung Shwe aus unternahmen wir zudem eine zwei tägige Wanderung und schliefen in einem Pa’O Dorf, genauer gesagt im Haus von Phyophyo, unserem Guide. Das war eine grossartige Erfahrung, wir wurden von seiner älteren Schwester und seinen Eltern bekocht, super feines Essen, diverse Curries und andere Spezialitäten, deren Namen ich mir natürlich nicht merken konnte. Steffi und ich schliefen im gleichen Zimmer wie seine Eltern, seine ältere Schwester und die beiden Kinder seiner jüngeren Schwester, während dessen es sich Phyophyo und einer seiner Freunde in der Küche gemütlich machten. Die Toilette befand sich übrigens in einem Schuppen ca. 15 Meter vom Haus entfernt halb im Dschungel versteckt, was dem nächtlichen Toilettengang eine gehörige Portion Nervenkitzel verschaffte! Im Dorf besuchten wir vor dem Abendessen noch diverse Freunde und Familienangehörige von Phyophyo, zudem konnte ich meine (Beach-)Volleyball Kenntnisse mit der Dorfjugend unter Beweis stellen, während Steffi von den jüngsten Kids regelrecht belagert wurde, blonde lange Haare üben halt schon eine gewisse Faszination aus, muss man bzw. Mädchen angefasst haben 🙂 Zur selben Zeit während wir im Po’A Dorf nächtigten war der zweite Tag des Full Moon of Thadingyut, und wir waren in der glücklichen Lage hautnah mit zu erleben, wie die jungen Erwachsenen des Dorfes in “unser” Haus kamen um die Eltern von Phyophyo zu ehren und ihnen Geschenke zu überbringen, hauptsächlich Esswaren und Gegenstände für den Haushalt. Am Abend zuvor in Nyaung Shwe wurden bei der Pagode hunderte von Kerzen angezündet, und in der ganzen Kleinstadt wurden Feuerwerkskörper gezündet. Das Spektakel wurde mit einem Stromausfall in fast ganz Nyuang Shwe gekrönt, hach, was für tolle Erinnerungen! Am nächsten Tag wanderten wir nur ein kurzes Stück, bevor wir uns je auf ein Motorrad mit Fahrer setzten und zum Pagodenwald von Kakku fuhren, ein spezieller Ort, sehr zu empfehlen! Auf der Rückfahrt zu unserem Hotel “schleppte” uns Phyophyo noch zu seinem Onkel in Taunggyi, wo wir mit Tee und frittierten Speisen verköstigt wurden, bevor wir noch in das Haus vom netten Nachbarn “durften”, wo wir von einer Gruppe uniformierter Militärs freundlich und lachend empfangen wurden. Die Tochter des “Generals” konnte voller Stolz ihr Englisch mit Steffi üben, während ich mich den frittierten Köstlichkeiten zuwandte und mich trotz Sprachbarrieren bestens mit den Männern in Grün amüsierte. Der “General” fuhr uns dann mit seinem Auto zur lokalen Bus Station, wo wir einen überdachten Pick-up bestiegen, eines der am meist verbreiteten öffentlichen Verkehrsmittel in Myanmar, mit super harten Sitzbänken an beiden Seiten und Plastikhockern in der Mitte. Zum Glück war unser Pick-up nie wirklich voll, wir hatten also genügend Platz um uns an den seitlichen Metallstangen festzukrallen, um die rasante und halsbrecherische Fahrt runter nach Nyaung Shwe zu überleben, meine Güte, noch nie was von slow down and take it easy gehört?! Gegen Ende der Fahrt wurde ich mutiger, bzw. gewann das Kind in mir und ich stand auf der Heckklappe, den Kopf über dem Pick-up im Fahrtwind, yeah baby, wie im Zug in Sri Lanka, aber diesmal mit Lichtgeschwindigkeit!

Nächste Station war in Meiktila, auf halber Strecke zwischen dem Inle-See und dem berühmten Bagan, genau wie Taungoo eine kleinere und unscheinbare Stadt, die von den meisten Touristen links liegen gelassen wird. Aber auch hier hatten wir wie in Taungoo die intensivsten und schönsten Begegnungen mit Burmesen, wir wurden regelmässig von Einheimischen erstaunt angestarrt und in lustige Gespräche verwickelt, zudem durften wir für unzählige Foto Sessions posieren, Steffi war dabei ganz klar der Icebreaker, während ich nach der Aufwärmphase auch mit den lokalen Mädels posieren durfte, like a rockstar!

Nach einem der lustigsten Abenden in Myanmar fuhren wir wieder mit einem private driver (ja ja, wir Luxus Touris…) weiter zum Mount Popa. Dort nächtigten wir im gediegenen Popa Mountain Resort, eine schöne Hotelanlage inklusive infinity pool mit einer grandiosen Aussicht auf den Taung Kalat, wo eine buddhistische Klosteranlage auf dem imposanten Felsen thront. Der Abstieg vom Hotel durch den Wald und der anschliessende Aufstieg waren anstrengend aber jeden Schweisstropfen wert, eines meiner persönlichen Highlights in Myanmar. Auf dem Gipfel durften wir wieder für diverse Foto Sessions herhalten, neben zig Mädchen diesmal auch mit einer schrillen Truppe burmesischer Punks!

Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Bagan, wo wir die nächsten 3 Tage die über 2’200 Klöster und Pagoden erforschten. Die fantastischen Monumente sind der Nationalstolz von Myanmar und berechtigterweise die grösste Touristenattraktion des Landes. Steffi und ich mieteten beide je einen Elektroscooter, um das weitläufige Gelände bequem und ohne Schweiss zu erkunden. Die Scooter verfügten über einen fest montierten Regen-/Sonnenschirm, so witzig, sowas habe ich noch nie gesehen, und echt praktisch, vor allem da es die meiste Zeit über leider leicht regnerisch war. Diese Scooter mit Schirm müssen ganz neu in der Gegend sein, Steffi und ich sorgten überall wo wir hinfuhren für verblüffte Gesichter, unter den Einheimische sowie den Touristen. Am zweiten Tag quälten wir unsere kleinen Scooter über kleine Trampelpfade, Felder und verschlammte Wege, wir zweigten einfach mal ohne Plan von einer der grösseren Strassen ab und wurden mit verlassenen und überwucherten Pagoden belohnt, wo sich bestimmt noch nie zuvor ein Tourist hinwagte 🙂 Bei vielen Pagoden kann man durch eine kleine und enge Treppe auf das Dach steigen, was uns bei der Orientierung half und nebenbei für atemberaubende Aussichten sorgte. Bagan gehört ganz klar ins Pflichtprogramm zu jeder Myanmar Reise!

Gegen Ende unserer Reise gönnten wir uns noch vier entspannte Tage am Strand, an der Westküste Myanmars an der Ngapali Beach. Wow, was für ein schöner, sauberer und ruhiger Strand, wir genossen jede Sekunde dort in vollen Zügen. Massagen am Strand, Piña Coladas in der Kokosnuss serviert und bestes Essen keine drei Meter von der Brandung entfernt machten unseren Aufenthalt perfekt, ein gelungener Abschluss unserer Myanmar reise.

Fazit: Myanmar ist wundervoll, mit schönen Landschaften und herzlichen Menschen, unbedingt in nächster Zeit besuchen, bevor die Touristenströme das Land und die Einheimischen zu sehr verändern.

Shwedagon Pagoda in Yangon Our side car driver at Toungoo Inle Lake Phaung Daw Oo festival at Inle Lake Playing with the kids at Pa'O village Kakku Pagoda complex Temple at Meiktila Infinity pool! Steffi with local ladies in front of Mount Popa Friendly punks on Mount Popa Exploring Bagan Bagan, it's just beautiful Fresh fruit at Ngapali Beach

South Japan

Nach dem Fujisan Abenteuer fuhren Brian und ich am 13. September 2015 nach Kyoto, bekannt für seine vielen Tempelanlagen und Shinto Schreine. Auf dem Kyoto Tower lernte ich Chris aus Deutschland kennen, der alleine in Kyoto unterwegs war und sich Brian und mir spontan für die nächsten vier Tage anschloss. Am ersten Abend assen wir Okonomiyaki, eine Art japanische Pizza, ein flaches Etwas, bestehend aus (Pfannkuchen-)Teig und Kohl, angereichert mit Zutaten nach Wahl, die je nach Region anders ausfallen können, wie Meeresfrüchte, Rind- oder Schweinefleisch, Poulet, Käse, Frühlingszwiebeln und mehr. Unsere Okonomiyaki wurden halb fertig gebraten an unseren Tisch gebracht, wo wir sie auf einer heissen Platte, die in der Mitte des Tisches eingelassen ist, nach unserem Geschmack fertig brieten. Ein Besuch in einem Okonomiyaki Restaurant gehört meiner Meinung nach zu jedem Japan Besuch, wie Sake trinken oder Sushi essen! Während den nächsten Tagen besuchten wir diverse Tempel und Schreine, allesamt schön und eindrücklich, aber nach dem zehnten Tempel bzw. Schrein sehen meiner Meinung nach doch alle irgendwie sehr ähnlich aus… Hervorzuheben sind aber ganz klar die Tempelanlage Kinkaku-ji (Golden Pavilion) und der Shinto Schrein Fushimi-Inari Taisha, wo mehrere Wege, gesäumt von tausenden, scharlachroten Torii (Eingangstor zu einem Schrein), auf den Berg Inariyama und zu mehreren Friedhöfen führen. Der 4 km lange Aufstieg durch die vielen Torii lohnt sich allemal, alles ist super fotogen und die Tore versprühen eine geheimnisvolle und mystische Atmosphäre. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht nett, es regnete viel, aber dadurch liessen wir uns nicht von einem Besuch dieses wirklich tollen Schreins abhalten. Am letzten gemeinsamen Abend besuchten wir ein Karaoke Studio, wo wir uns die Lungen aus dem Leib sangen, hach, Karaoke macht wirklich Spass, erst recht in Kombination mit einer drink-as-much-as-you-can flate rate 🙂 Danach besuchten wir noch diverse kleine Bars, darunter eine “echte” Karaoke Bar, wo wir mit Japanern um die Wette sangen! Ein mega witziger Abend mit tollen neuen Freunden, genau solche Momente machen meine Reise zu einem unvergesslichen Abenteuer!

Nach Kyoto ass ich Kobe Beef von bester Qualität in Kobe, ein kulinarisches Highlight. Aber ich muss zugeben, dass ich das magere Filet, das bei uns am teuersten ist, dem “fettigen” Kobe Beef vorziehe. Klar, Kobe Beef schmeckt hervorragend, aber der hohe Fettgehalt in Form der berühmten Marmorierung mit dünnsten Fettäderchen gibt dem Fleisch einen, nun ja, fettigen Geschmack. Im Restaurant Kobe Steak Garaku wurden meine beiden Fleischstücke – ein exzellentes Entrecôte und ein super edles Stück Kobe Beef – direkt vor meinen Augen auf einer heissen Platte zubereitet, und zwar “saignant” wie ich es fachmännisch bestellte, worauf der Koch und der Oberkellner mit “Ohhhhhhh, you french?” reagierten 🙂 Nach dem Sushi Frühstück auf dem Fischmarkt in Tokyo mein zweit teuerstes Gericht in Japan, aber jeden YEN wert!

Nach meiner Fuji Besteigung vor ein paar Tagen lernte ich im Hostel in Fujikawaguchiko Kristian aus Finnland kennen, und dank Facebook konnten wir in Kontakt bleiben und uns am 20. September 2015 in Onomichi wieder treffen, wo wir erneut im gleichen Hostel abstiegen. Onomichi ist eine sympathische kleine Hafenstadt am Seto-Inlandsee, ich fühlte mich dort sehr wohl, und der Tempel Senko-ji auf dem Hügel bot eine wunderbare Aussicht auf Onomichi und die Insel Mukoujima. Am nächsten Tag mieteten wir Fahrräder um auf dem berühmten Fahrradweg Shimanami Kaido zu fahren. Die Strecke führt von Insel zu Insel über insgesamt 6 Brücken bis nach Imabari auf Shikoku, insgesamt etwas über 70 km. An der Mietstation in Onomichi durften wir uns in eine lange Warteschlange von über hundert Japanern einreihen: es war nämlich “silver week” (japanische Ferien), und gefühlt halb Japan wollte den Fahrradweg in Angriff nehmen. Wir waren zwar über die Ferientage informiert und gingen entsprechend früh morgens kurz nach der Öffnungszeit zur Mietstation, aber trotzdem wurden wir vom Andrang überrascht. Somit wurde die anvisierte frühe Abfahrtszeit nach hinten verschoben, wir starteten erst um 11.00. Wir hatten für die kommende Nacht noch keine Unterkunft gefunden, wegen den japanischen Ferien war alles restlos ausgebucht, weder im Internet noch über die nette Dame vom Tourist Information Center konnten wir etwas finden. Und weil wir unsere Tour erst gegen Mittag starten konnten, brach ich die Überfahrt nach knapp der Hälfte ab und fuhr per Anhalter zurück nach Onomichi – wo wir ohnehin unser Gepäck lagerten – um im selben Guesthouse, in dem wir die letzte Nacht schliefen, nochmals um eine Schlafgelegenheit zu betteln. Zum Glück war die Chefin sehr flexibel (und/oder geschäftstüchtig) und so durften wir im zwar komplett ausgebuchten Guesthouse noch zwei Futons irgendwo dazwischen quetschen. Ich platzierte meinen Futon auf der Tatami Matte im Eingangsbereich, während sich Kristian – der die Fahrradtour beendete und erst nach 22.00 Uhr erschien – zwischen den allesamt japanischen Gäste niederliess. Natürlich spendierte mir Kristian am selben Abend ein paar Biere, schliesslich hatte er dank meinem Verzicht die Fahrradtour zu beenden eine Schlafgelegenheit erhalten 🙂

Am 22. September 2015 fuhren Kristian und ich weiter nach Hiroshima, jedem bekannt wegen der Atombombe “Little Boy”, die am 6. August 1945 von den Amerikanern um 08.15 über der Stadt abgeworfen wurde. Gleich nach Ankunft besuchten wir die südlich gelegene Schrein Insel Miyajima, wo wir das wohl berühmteste Torii in ganz Japan bestaunten, das “Floating Torii” vom Shinto Schrein Itsukushima-jinja. Das Tor stand nur ca. 40 cm unter Wasser, was uns dazu verleitete, die Schuhe auszuziehen und zum Tor zu waten, wo wir eine Münze in die Ablagerungen des Tores pressten und uns was wünschten, ganz profane Dinge wie die Weltherrschaft und ewige Jugend. Das Miyjima Tor gehört zu den “Japan’s three most scenic places (nihon sankei)“, und ist dementsprechend eine der am meist besuchten Sehenswürdigkeiten in Japan, was wir unschwer an den Massen an Besuchern verifizieren konnten. Auf der Insel erklommen wir noch den Berg Misen, welcher eine sehr schöne Aussicht auf die Bucht von Hiroshima bietet. Am nächsten Tag besuchten wir das Peace Memorial Museum, den Peace Memorial Park, den Atomic Bomb Dome und die Hiroshima National Peace Memorial Hall for the Atomic Bomb Victims. Puhh, schon krass, was die Atombombe vor 70 Jahren alles angerichtet hat… im Museum war die Stimmung sehr gedrückt und viele der älteren Besucher weinten. Wir waren nach dem Besuch auch sehr ernst/nachdenklich/tief berührt, erst nach einem feinen Okonomiyaki Essen kam unsere gute Stimmung zurück. Es ist erstaunlich, wie “normal” Hiroshima wirkt resp. ist, ausser den erwähnten Museen und Monumenten weist nichts auf die Tragödie der Atombombenexplosion hin.

Unser nächstes Ziel war die Stadt Beppu auf der südlich gelegenen Insel Kyushu, die wegen ihren vielen Onsen Touristen aus alles Welt anlockt. Wir entspannten uns im Onsen Hoyoland, das neben “normalen” Onsen über zwei schwefelhaltige Schlammbäder im Feien verfügt, eine stinkende und schlammige Erfahrung, voll genial! Leider vergass ich meinen Silberschmuck abzulegen, dieser war nach dem Schlammbad mehr schwarz denn silbrig! Die Onsen in und rund um Beppu sind toll, aber Beppu selber versprüht wenig Glanz, die Stadt ist nicht wirklich hübsch und neben den Thermalquellen gibt es nicht viel zu sehen, nur die Dampfwolken, die überall aus dem Boden steigen, sind speziell. In Beppu trennten sich die Wege von Kristian und mir, ab hier hatten wir unterschiedliche Reisepläne, er fuhr nach Süden während ich nach Westen reisen wollte, und zwar nach Kurokawa Onsen, eines der hübschesten Onsen Dörfer in Japan. Kurokawa Onsen sieht genau so aus, wie Kristian und ich uns Beppu vorgestellt hatten: typische japanische Häuser, kleine Shops und Restaurants, eingebettet in einem grünen Tal, umgeben von Wäldern und durchzogen von kleinen Bächen, einfach perfekt um sich zu entspannen. Im Ryokan “Oku no Yu” bezog ich ein schönes Zimmer für eine Nacht, mit Abstand meine teuerste Übernachtung im ganzen Land, aber es war ein perfekter Aufenthalt, die verschiedenen Onsen des Hotels sind wunderschön gestaltet, darunter eine rotemburo (outdoor onsen) mit Blick auf einen kleinen Wasserfall, und zusammen mit dem grossartigen und vielfältigen Abendessen und Frühstück ist Kurokawa Onsen ganz klar eines meiner persönlichen Highlights in Japan!

Auf Kyushu besuchte ich noch die bekannte Burg in Kumamoto, die zwar nicht ganz an die Burg von Himeji heranreicht (die ich während meiner Reise von Kobe nach Onomichi während einem Zwischenstop besuchte), aber trotzdem sehenswert ist, ich sehe japanische Burgen ja nicht alle Tage.

Die toll gelegene Hafenstadt Kagoshima war der südlichste Punkt, den ich in Japan besuchte. In der Bucht vor Kagoshima liegt der überaus aktive Vulkan Sakurajima, der die Umgebung regelmässig mit einer feinen Schicht Vulkanasche bedeckt und die Bevölkerung immer wieder mit einer kleineren bis mittleren Eruptionen überrascht. Am Fusse des Vulkans, in der Kleinstadt Sakurajimayokoyamacho, konnte ich Schüler auf ihrem Schulweg beobachten, die neben der üblichen Schuluniform alle einen gelben Helm trugen, zum Schutz vor Steinen, die bei einer Eruption durch die Luft fliegen können. Verrückt, wie die Menschen hier Tür an Tür mit einem aktiven Vulkan wohnen!

Ursprünglich wollte ich länger im Süden von Kyushu verweilen, aber da ein Taifun in der nähe von Kagoshima tobte und deshalb einige Zugverbindungen gestoppt wurden, konnte ich weder die Insel Yakushima noch die Stadt Miyazaki besuchen, also fuhr ich halt früher als geplant in den Norden nach Nagasaki, neben Hiroshima die zweite Stadt wo jemals eine Atombombe explodierte. Die Amerikaner warfen am 9. August 1945 die “Fat Man” genannte Atombombe über Nagasaki ab, die um 11.02 explodierte und mehr oder weniger die gesamte Stadt vernichtete. Auch hier ist bemerkenswert, das man von dieser Tragödie nichts mehr sieht oder spürt, die Stadt und Umgebung sehen nicht anders aus als andere japanische Städte. Das Atomic Bomb Museum fand ich eindrücklicher als dasjenige in Hiroshima, wobei beide ziemlich ähnlich sind. Ich hatte das Glück im tollen Hostel Casa Noda zu wohnen, wo ich viele nette Menschen aus aller Welt kennen lernte und die Gelegenheit erhielt, mit ein paar der Angestellten einen “language exchange” Abend zu besuchen, wo ich viele Japaner und einige Expats traf und wir sehr lustige Diskussionen und Gespräche führten. Mit Mathias und Maren aus Deutschland unternahm ich einen Tagesausflug zur Battleship Island (Gunkanjima), eine verlassene Insel südlich von Nagasaki. Die Insel diente als Inspiration für das Hauptquartier des Bösewichts im Film James Bond Skyfall, jedoch nicht als eigentlicher Drehort. Leider regnete es während der Bootstour praktisch non-stop, aber so wirkte die dramatische Kulisse der Insel um so bedrohlicher.

Am 02. Oktober 2015 fuhr ich weiter nach Fukuoka, die grösste Stadt auf Kyushu, wo ich gemütliche drei Tage verbrachte, meine Wäsche wusch, feine tonkotsu Ramen ass (Ramen in Schweine Bouillon), den Sonnenuntergang auf dem Fukuoka Tower genoss und einfach ohne Plan durch die Stadt flanierte, was nach all den Sehenswürdigkeiten der vergangenen Wochen äusserst entspannend war.

Nun bin ich seit zwei Wochen zurück in Sapporo, wo ich in einem Language Studio als Englisch Lehrer arbeite. Ich gebe zwar keinen “echten” Unterricht, aber ich betätige mich als Kindergärtner (1 – 2 jährige Kinder), Geschichtenerzähler (4 – 6 jährige Kinder), wir-gehen-in-den-Park-Begleiter und Gesprächspartner (Erwachsene Japaner). Es gefällt mir hier ausserordentlich gut, es ist echt eine Wohltat, meinen Rucksack mal für zwei Wochen in der Ecke stehen zu lassen 🙂 Im Moment sind wir hier vier Volunteers, Mette aus Dänemark, Akshay aus Indien und Yvandre aus Kanada, eine lustige Truppe. Der Sommer ist hier oben im Norden Japans definitiv vorbei, es herrschen kühle Temperaturen und das Blattwerk erstrahlt in herbstlichen rotbraunen Tönen. Ich hoffe, dass ich die nächsten Tage mit meinen Sommerkleidern überlebe, da ich nur sehr ungern eine Winterjacke kaufen möchte, da ich bald zurück nach Südostasien in wärmere Gefilde fliege. The adventure continues…

Fushimi-Inari Taisha with thousands of red torii Wannabe Samurai Kinkaku-ji, the Golden Pavilion at Kyoto Brian, Chris and me between japanese school kids Brian, Chris and me enjoying traditional japanese food Kobe beef restaurant Himeji Castle Kristian and me on the Shimanami Kaido Beautiful Onomichi Okonomiyaki restaurant in Hiroshima Taking selfies on Miyajima Floating torii at Miyajima Rotemburo (outdoor onsen) at Kurokawa Onsen In the forrest near Kurokawa Onsen Kumamoto Castle Mathias, Maren and me on Battleship Island (Gunkanjima) Nagasaki by night Fukuoka Tower Robosquare at Fukuoka Halloween Party at a kindergarten in Sapporo

Fujisan

Mount Fuji (富士山, Fujisan) ist mit 3’776 m Höhe Japans höchster Berg. Diesen perfekt geformten, von den Japanern heiss geliebten und tief verehrten Vulkan habe ich bestiegen, ja, ich, der bis anhin lieber mit einem Motorrad durch die Bergwelt gedüst ist. Zugegeben, Motorrad fahren ziehe ich dem Wandern immer noch vor, aber beides muss sich ja nicht unbedingt gegenseitig ausschliessen. Nach meinem tollen Aufenthalt in Tokyo fuhr ich am 11. September 2015 mit dem Zug nach Fujikawaguchiko, eine kleine Stadt nördlich vom Fujisan. Im dortigen Hostel, das empfehlenswerte K’s House Mt. Fuji, lernte ich gleich bei Ankunft den Engländer Brian kennen, der mir von seiner Idee den Fujisan durch die Nacht hindurch zu besteigen erzählte. Hmmm, interessant, ich wollte eigentlich am nächsten Tag früh morgens auf den Fujisan, aber weil bereits Mitte September war wurden die Busverbindungen zur 5th Station hinauf drastisch reduziert, was eine Besteigung während des Tages leider verunmöglichte, da der erste Bus erst um 10.00 Uhr in Fujikawaguchiko abfuhr. Ab jetzt musste man für eine Tagestour auf den Gipfel am Morgen ein Taxi zur 5th Station nehmen, was aber sehr teuer ist, laut Hostel ungefähr 14’000.- YEN. Nachdem mir Brian noch vom Sonnenaufgang auf dem Gipfel erzählte – laut diversen Informationsquellen DAS thing to do auf dem Fujisan – war ich von seiner Idee begeistert und folgte ihm mit dem letzten Bus hinauf zur Yoshida 5th Station. Dort gammelten wir im Restaurant herum, ein Ort der Wärme und heissen Getränken, bis dieses um 20.00 seine Türen schloss. Genau dann starteten wir mit unserer Fujisan Besteigung. Nicht aber bevor ich mich am Nachmittag im Hostel mit zwei Regenjacken ausrüstete, die andere Reisende dort liegen liessen, und nachdem ich im überteuerten Souvenir Shop bei der 5th Station noch einen Faserpelz kaufte. Es herrschten nämlich bereits bei der 5th Station auf 2’305 m Höhe ziemlich frische Temperaturen, und meine Wanderausrüstung bestand lediglich aus dünnen Joggingschuhen, normalen Stoffhosen, einem atmungsaktiven T-Shirt unter einem normalen T-Shirt, dünnen Handschuhen, einer Skimütze, einem Schal und meinem Adidas Jäckchen, nicht gerade Profi Material um Japans höchsten Berg kurz nach Ende der regulären Wander-Saison zu erklimmen…

Nach ca. 1,5 Stunden wärmten wir uns in einer der ersten Hütten bei der 7th Station auf (2’700 m). Diese Hütte war die mit Abstand freundlichste zu uns “Kurzbesuchern”, für je 400.- YEN kriegten wir einen heissen Kaffee und durften 30 Minuten in der molligen Wärme der Hütte verbringen. Nach 35 Minuten und einem netten Gespräch mit der jungen Chinesin – die dort die ganze Saison über arbeitete, und zwar ohne je den Fujisan zu verlassen! – schmiss uns ihr Boss wieder raus in die Kälte, brrrrr. Irgendwo bei einer der letzten Hütten der 7th Station rasteten und dösten wir nach einer weiteren Stunde Aufstieg draussen im Windschatten für ca. 50 Minuten, wir wollten nämlich nicht Stunden vor Sonnenaufgang auf dem Gipfel ankommen. Als wir uns danach erhoben und weiter wanderten, froren und schlotterten wir doch etwas, aber nach 10 Minuten hatten wir schon wieder warm, dank dem überraschend anstrengenden Aufstieg. Ich meine, der Fujisan ist nicht wirklich schwer zu besteigen, aber es gibt einige durchaus steile Passagen über Felsen und in der Dunkelheit der Nacht mit einer kleinen LED Taschenlampe bewaffnet haben diese Abschnitte durchaus ihre Tücken. Bei der 8th Station (3’020 m) tranken wir nochmals einen heissen Kaffee und standen im Eingangsbereich der Hütte, um etwas von der ausströmenden Wärme zu erhaschen. Die meisten Hütten waren ausgebucht, aber wir blieben draussen in der Kälte weil die Angestellten in den Hütten nur Personen einliessen, die den Preis für eine ganze Nacht bezahlten, und zwar um die 6’000.- YEN für einen “Schlafplatz” auf dem Holzboden! Und wir waren nie kurz vor dem Erfrieren, es war halt einfach kalt, aber zu keinem Zeitpunkt zu unangenehm, um den Monopolisten von warmen Rastplätzen einen unverschämt hohen Preis zu bezahlen, elende Nachfrage-Angebot Preisspirale!

Der Sternenhimmel während des Aufstiegs war wunderschön, ich habe zig Sternzeichen in voller Pracht gesehen und nach langer Zeit wieder einmal die Milchstrasse erblickt, alleine dieser Anblick war es wert, die ganze Nacht hindurch den aktiven Vulkan Fuji zu besteigen. Ausserdem hatten wir einige lustige und interessanten Gespräche mit anderen Wanderern, hauptsächlich Japaner, zwei Neuseeländer und ein US-Amerikaner.

Je höher wir kamen, desto dichter wurde der “Verkehr”, und die letzten zwei hundert Höhenmeter ab der ehemaligen 9th Station mussten wir doch tatsächlich Schlange stehen, um auf den Gipfel zu gelangen! Wir erreichten Top of Fujisan um 4.40 am, die Dämmerung setzte gleich nach Ankunft langsam ein, es war unglaublich schön zu sehen, wie der Himmel seine Farben veränderte und alles heller wurde. Dann, um ca. 05.20 erhob sich die Sonne aus dem Wolkenmeer, ein ergreifender Moment. Die Szenerie glich dem Blick aus einem fliegenden Flugzeug, so hoch fühlte es sich über dem Wolkenmeer an! Alle Zuschauer waren still und genossen die ersten Sonnenstrahlen, danach wurden Glückwünsche ausgetauscht und Hände geschüttelt. Brian und ich schauten uns noch den Krater an, aber für eine Umrundung waren wir zu müde und es war einfach sau kalt, es herrschte ein starker und Wärme entziehender Wind, kaum aus dem Windschatten heraus fingen wir (wieder) an zu frieren!

Trotz High Tech Trekking Equipment froren auch viele der gut ausgerüsteten Japaner, und so machten sich ca. 50 Minuten nach Sonnenaufgang die meisten Leute wieder an den Abstieg. Dieser war echt mühsam, die meiste Zeit stolpert und rutscht man einen steilen Weg voller losem Geröll hinunter, da war der Aufstieg mit seinen vielen, wirklich vielen und nie gleich hohen Stufen fast eine Wohltat 🙂

Für den Aufstieg benötigten wir 6 Stunden reine Wanderzeit, also ohne unsere Aufwärm-Pausen oder die vielen kleinen Stops um den Sternenhimmel zu bewundern. Für den Abstieg brauchten wir lediglich 2.5 Stunden. Den Fujisan habe ich übrigens nie “ganz” gesehen, er versteckte sich die ganze Zeit hinter einer Wolkendecke, kleiner Feigling! Von der 5th Station aus sah ich den Gipfel, vom Gipfel aus sah ich hinunter auf die Wolkendecke, beim Abstieg sah ich wieder bis zur 5th Station hinunter. Einzig während der Nacht sah man bis Fujikawaguchiko hinunter, aber Fujisan selber glich dann einfach einer schwarzen Masse. Überhaupt ist Fujisan von Nahem betrachtet keine Schönheit, Geröll, Steine und sonst nix besonderes. Am besten sieht er aus, wenn man ihn von der Ferne betrachtet, aber er zeigt seine dreieckige Pracht äusserst selten, wie schon gesagt, er verbirgt sich gerne hinter Wolken. Und natürlich ist die Aussicht vom Gipfel eine Wucht!

Die Fujisan Besteigung ist ganz klar eines meiner Highlights in Japan. Highly recommended!!

5th Station before our ascent Dawn on Fujisan Sunrise, the magic moment You can see 8th Station below YES, we did it! Master of the mountain, me!!! Cumbersome descent, but with a great view

Tokyo

Tokyo, wow, was für eine lebendige, beschäftigte, vibrierende, bunte, hektische, abwechslungsreiche, bevölkerte, verwinkelte, atemberaubende, traditionelle und zugleich hochmoderne Stadt!

Ursprünglich wollte ich ab dem 01. September 2015 eine Woche in dieser verrückten Stadt verbringen, verlängerte meinen Aufenthalt dann aber spontan um drei Nächte. Aber selbst 10 Tage sind zu wenig, Tokyo bietet so unglaublich viel: sei es die kulturelle Vielfalt in Form von Tempeln, Schreinen und Museen, seien es die kulinarische Höhenflüge in den unzähligen Restaurants, sei es das vielfältige Nachtleben in hunderten von Clubs und kleinsten Bars mit 6 Stehplätzen, sei es das hektische Treiben früh morgens auf dem Tsukiji Fish Market inkl. frischestem Sushi zum Frühstück, seien es die bunten und verrückten Geschäfte in Akihabara (auch bekannt als Electric City) mit Manga Comics, Anime- und Actionfiguren aus Plastik, seien es die gut sortierten und auf “alles was es in und um die Küche braucht” spezialisierten Verkaufsläden in der Kappabashi-dori, sei es was auch immer, man hat nie genügend Zeit, alles zu besichtigen und kennenzulernen was man möchte, Tokyo ist einfach zu gross und vielfältig!!

Leider regnete es während meinem Aufenthalt mehrheitlich, nicht zuletzt wegen einem Taifun, der an der Ostküste von Japan wütete und Tokyo und Umgebung halb überschwemmte; es gab diverse Warnungen im TV, Radio und per App direkt auf die Smartphones der Japaner. Der Taifun war echt krass, gegen Ende meines Aufenthalts regnete es zwei Tage lang ununterbrochen, und zwar non-stop deftigster Platzregen, so dass die Schuhe und Hosenbeine innert Sekunden von Wasser durchtränkt waren, echt war, keine Übertreibung! So konnte ich leider einige Sehenswürdigkeiten nicht besuchen, aber statt Trübsal zu blasen verbrachte ich halt viel Zeit in Museen, Spielhallen und Comic Läden, auch eine tolle Beschäftigung. Ich liebe übrigens diese “UFO Catcher” Automaten, wo man eine 100.- YEN Münze reinwirft (entspricht ca. 0.80 CHF) und dann mit einem Greifarm das Objekt seiner Begierde versucht herauszufischen, ein spassiger Zeitvertreib. Wenn man den Profis zuschaut lernt man, dass “runterdrücken” oft die bessere Taktik ist als den angestrebten Gewinn durch “greifen und anheben” versuchen zu kriegen. Ich probierte mein Können auch an verschiedenen Spielautomaten wie Tekken 7, ein bekanntes Prügelspiel, wo ich aber praktisch keine Chance hatte, trotz jahrelangem Training mit meinem Freund Stöbi. Man spielt immer gegen einen menschlichen Gegner, entweder sitzt man nebeneinander an zwei Automaten oder man wird automatisch online mit einem fremden Spieler verbunden. Ich gewann von über 10 Matches genau einmal, wahrscheinlich hatte ich dann das Glück gegen einen anderen Touristen zu spielen 🙂 Auch die Musikspielautomaten, wo man im Takt bunte und aufleuchtende Knöpfe drücken muss, überforderten meine Reflexe und Motorik hoffnungslos, ich verrenkte meine Arme und Hände bei jedem Versuch, meine Güte, dabei sieht es so einfach aus wenn man den Japanern dabei zusieht. Es gibt noch eine gesteigerte Variante, wo man zusätzlich Drehregler und Schalter betätigen muss, aber davon liess ich wohlweislich die Finger. Aufgrund des Regens besuchte ich auch Tokyo Joypolis auf Odaiba, ein indoor amusement park, wo ich unter anderem in einem echten Subaru Impreza ein virtuelles Rennen fuhr und – nach über einer Stunde Schlange stehen – während der Fahrt mit der Achterbahn “Veil of Dark” Zombies abknallte, was für ein Spass!

Mit Klaus aus Deutschland unternahm ich einen Tagesausflug nach Nikko, wo wir die zum UNESCO Weltkulturerbe gehörenden Tempel und Schreine rund um den Shinto Schrein Toshogu besuchten. Der Besuch dieser beeindruckenden und farbenprächtigen Tempelanlagen mit all den kleinen versteckten Details in der Architektur war toll und ein schöner Kontrast zum ganzen Trubel in der Stadt. In Tokyo selber besuchten wir zusammen eine sogenannte Maid Bar: was zum Teufel, das ist echt das bisher schrägste Erlebnis in Japan!! Eines vorneweg: es ist kein Bordell und hat auch sonst nichts mit Sex zu tun, hier kauft man sich Zeit in einer Traumwelt, bevölkert von niedlichen Mädchen in süssen Kleidchen. Die anzügliche Kleidung der jungen Mädchen passt so überhaupt nicht zu ihrem kindlichen Gekichere und Verhalten, verrückt. Wir bestellten zuerst mal ein Bier, unsere Maid bringt laut jauchzend und voller Freude unsere beiden Gläser, und bevor wir trinken durften mussten wir zuerst ein Spiel à la “Abklatschen” machen und dabei ein japanisches Lied singen. Zum Abschluss jeder Interaktion mussten wir immer ein “make a heart!” machen, also unsere Hände so zusammenlegen, dass die Finger ein Herz formen. Wir kamen noch in den Genuss einer Liveshow, wo eine Maid auf einer kleinen Bühne mehr schreite als sang, aber die japanischen Gäste sangen begeistert mit. Die ganze Zeit über durfte ich übrigens einen Haarreif mit künstlichen Hasenohren tragen. Der Spass kostete 500.- YEN pro Kopf für eine Stunde, ein Bier war nochmals 500.- YEN, also ein ganz akzeptabler Preis für eine der witzigsten und abgefahrensten Erfahrungen in Japan, muss man gesehen haben!

Tokyo ist offiziell ab sofort eine meiner Lieblingsstädte, ich hoffe ich kehre bald zurück!

Akihabara Hayabusa shinkansen, what a beauty! Senso-ji buddhist temple Klaus and me with Mikü, our kawaii (= cute) maid Kamijinko Storehouse in Nikko Shibuya crossing, always crowded Tokyo Sky Tree Sushi breakfast at Tsukiji Fish Market

Hokkaido

Es war der 12. August 2015, frühmorgens in der Stadt Sapporo, auf der Insel Hokkaido, ganz im Norden von Japan: was für eine Wohltat! Nach über drei Monaten in heissen Ländern – ich spreche von der feucht-klebrigen Hitze – war für mich das Klima in Sapporo mit seinen angenehmen 28° Grad und keiner spürbaren Luftfeuchtigkeit einfach nur perfekt. Wie toll ist das denn, ich konnte ein T-Shirt zwei Tage lang tragen, ich schwitzte nämlich nur, wenn ich mich selber durch die Strassen von Sapporo hetzte (was ich natürlich nicht machte) oder ich mich in der prallen Sonne eine Treppe hochquälte (was durchaus vorkam). Ich buchte ursprünglich drei Nächte in einem mini Hostel mit nur einem 4-er Schlafsaal (wo ich die ganze Zeit alleine war), aber Sapporo gefiel mir so gut, dass ich ganze fünf Nächte in dieser tollen Stadt verbrachte. Ich liebe Sapporo nicht nur wegen den für mich gewohnten Temperaturen, hier stimmt einfach alles: die Strassen und Gassen sind sauber, es stinkt nicht, es liegt kein Müll herum, alles ist durchdacht und funktioniert wie es soll, die Menschen sind super freundlich, das Essen schmeckt hervorragend, die öffentlichen Verkehrsmittel sind überpünktlich, die Taxifahrer veräppeln mich nicht (sind aber wie in der Schweiz ziemlich teuer) und das Verkaufs- und Servicepersonal ist derart aufmerksam, dass ich mich in jedem Geschäft wie ein Stammkunde fühle.

An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich mich mein Leben lang irrte: ich träumte immer davon, in einem Land zu leben, wo andauernd Sommer herrscht, ich immer in Shorts, T-Shirt und Flip Flops rumrennen kann und der Strand gleich um die Ecke liegt. Hach, wie falsch ich doch lag, ich bin durch und durch ein Kind der gemässigten Temperaturen und ich liebe die vier Jahreszeiten mit all seinen Widrigkeiten und Vorzügen. Klar, die vergangenen drei Monate in sehr heissen Gegenden waren genial, aber “nur” Hitze ist auf Dauer eintönig, ich mag echt nicht jeden Tag wie verrückt schwitzen und ich vermisse die Berge! Das mit den Bergen wurde mir so richtig bewusst, als ich Furano besuchte, dazu später mehr.

In Sapporo ass ich zum ersten Mal richtig frisches japanisches Essen wie bestes Sushi, uni (sea urchin / Seeigel) und Ramen, trank das vorzügliche lokale Bier Sapporo Classic, besuchte mit neuen Freunden eine Karaoke Bar und lernte die Quelle der Spielsucht der Japaner kennen: Pachinko. Ich versuchte durch Beobachten dieses durchgeknallte Spiel zu erlernen, aber nach maximal 15 Minuten in einem Pachinko Saal war ich durch den hypernervösen Dauerlärm und dem epileptischen Geblinke einem Nervenzusammenbruch so nahe, dass ich jeweils aufgab und schnellst möglich einen ruhigeren Ort aufsuchte. Echt krass, diesen vor allem akustischen Wahnsinn muss man live gesehen haben! Während einem Tagesausflug besuchte ich die nahe gelegene Küstenstadt Otaru, wo ich super frischen Seafood und ein paar Bierspezialitäten der lokalen Mikrobrauereie Otaru Beer genoss. Viele Bierhersteller in Japan nehmen sich deutsches Bier als Vorbild, was man an den Namen der Biersorten und den Bierhallen erkennen kann, I like that!

Am 17. August 2015 bestieg ich den Zug nach Wakkanai, eine kleine Stadt ganz im Norden von Hokkaido. Dort waren die Temperaturen derart frisch, dass ich das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder lange Hosen und einen Pullover tragen musste; aber ich liebte es! Ich besuchte unter anderem den nördlichsten Punkt Japans, wo ein dreieckiges Denkmal sowie zig weitere Gedenksteine und ein paar Souvenirshops die meist japanischen Touristen an diesem ehrwürdigen Ort begrüssen. In einer Eishalle konnte ich Treibeis vom letzten Winter bestaunen, bei sau kalten minus 12.6 Grad!

Westlich von Wakkainai besuchte ich die Insel Rishiri, bekannt für den gleichnamigen Vulkan, welcher aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Japans berühmtesten Berg den Spitznamen Rishirifuji trägt. Leider war das Wetter alles andere als freundlich, so konnte ich die im Nebel verborgene Spitze des Vulkans nicht erkennen. Trotz starkem Wind und Regen mietete ich ein Fahrrad und unternahm eine kleine Rundfahrt im Norden der Insel. Es war kalt, nass und wegen dem Wind ziemlich mühsam, aber ich wurde mit ein paar eindrücklichen Ausblicken auf die Küste belohnt, ausserdem überfuhr ich bei einer halbwegs steilen Abfahrt mit hoher Geschwindigkeit fast einen Adler, welcher auf dem Fahrradweg irgendein kleines Tier zerlegte! Zum ersten (und nicht letzten) Mal nächtigte ich in einem typischen japanischen Guesthouse mit nur Japanese-style rooms. Das bedeutet: they don’t speak any english, Tatami Matten mit Fouton, Gemeinschaftsbad – wo man sich sitzend auf einem kleinen Plastikhocker duscht – und Etagen-WC. Ein Grossteil der japanischen Gäste rauchte praktisch ununterbrochen auf dem Gang, also immer schön Türe zu, sonst stinkt’s wie in einer japanischen Bar, wo Rauchverbot ein unbekanntes Wort ist!

Nach einigen Gesprächen mit anderen ausländischen Touristen in Sapporo und Wakkanai wurde mir bewusst, dass Hokkaido ohne Mietauto nur beschränkt oder sehr zeitaufwändig bereist werden kann. Also entschloss ich mich, zurück nach Sapporo zu fahren um meinen Führerschein übersetzen zu lassen. Der in der Schweiz erhältliche “Internationale Führerschein” – den ich vor meiner Abreise organisierte und noch nie vorweisen musste – wird in Japan nämlich nicht akzeptiert. Also zurück nach Sapporo, meiner bisherigen Lieblingsstadt in Japan, wo ich bei der JAF (Japan Automobile Foundation) meinen Führerschein ohne Voranmeldung innert 20 Minuten Wartezeit übersetzen lassen konnte, hach, ich liebe die japanische Effizienz!

Am 24. August 2015 nahm ich meinen Mietwagen entgegen, einen Toyota Passo, klein, fein und mit 990cc gefühlt extrem untermotorisiert, aber dafür mit einem sehr sparsamen Benzinverbrauch von knapp 5 L/100km. In Japan herrscht Linksverkehr, aber das bin ich bereits von Sri Lanka her gewohnt, wo ich mit dem Auto von Sara diverse Male herumgekurvt bin. Ich fuhr über kleine Strassen und durch eine schöne, der Schweiz ziemlich ähnliche, grüne Landschaft nach Furano, berühmt für seine farbenprächtigen Blumen- und Lavendelfelder im Sommer sowie ein bekannter Sportort im Winter. In der Furano Cheese Factory lernte ich die Weltenbummlerin Amaëlle aus Frankreich kennen; sie ist seit 5 Jahren am Reisen, zwar immer wieder mit Unterbrüchen, während denen sie kurz in Frankreich arbeitet, aber Hut ab! Wir kosteten den dort hergestellten Camembert, darunter ein mit Tintenfischtinte schwarz gefärbter Käse – sie schmeckten gar nicht mal so schlecht, aber selbstverständlich kein Vergleich zum Französischen Original – und in der Furano Winery degustierten wir den lokalen Wein: den Roten kann man vergessen, aber der Weisswein “Ciel” war sehr gut. Am nächsten Tag wanderten wir in der näheren Umgebung beim Furano-dake (1912 m) umher, die Berglandschaft ist – bis auf die allgegenwärtigen Vulkane – sehr ähnlich wie diejenige in der Schweiz. Mir wurde so richtig warm ums Herz, hach, wie habe ich eine schöne Berglandschaft vermisst!

Nach zwei Nächten fuhr ich weiter nach Osten und machte einen Zwischenhalt im Bear Mountain Park, wo ich in einem Mad Max mässig gepanzerten Bus diverse Braunbären aus nächster Nähe beobachten konnte. In der Parkanlage fuhren ungefähr fünf Jeeps rum, was mich zuerst verwunderte, ich dann aber schnell begriff, dass die Parkwächter die Bären mit Fressalien zu den Hotspots locken wo der Bus entlang fährt. So ist eine Begegnung mit den teils echt riesigen Tieren garantiert. Beim sogenannten Bear Point, wo eine dicke Glasscheibe die neugierigen Touristen von einem Braunbär im Wasser trennt, fütterte ein Angestellter von oben den Bären, damit dieser schön Männchen machte und somit ein perfektes Fotomotiv abgab. Alles sehr touristisch, aber die Rundfahrt war ein witziges Erlebnis und die Informationen von den Angestellten äusserst interessant. Nach diesem inszenierten Nervenkitzel fuhr ich weiter bis nach Teshikaga beim Akan National Park, eine attraktive Gegend mit drei hübschen Seen, umgeben von diversen Vulkanen. Am nächsten Tag wanderte ich beim Mashu-ko auf den Mashu-dake, eine knapp 5 stündige Wanderung durch dichte Vegetation mit etlichen Singzikaden, die wirklich extrem laute “Gesänge” produzieren, teilweise knapp an der Grenze zum Erträglichen! Nach der Wanderung besuchte ich ein Onsen, das heisse Wasser war super entspannend, eine verdiente Wohltat!

Am 28. August 2015 fuhr ich auf dem teuren Expressway (Autobahn) Richtung Westen bis nach Toyako Onsen, eine kleine Stadt direkt am See, international bekannt für den G8-Gipfel im Jahr 2008 und den Vulkanausbruch im Jahr 2000. Ich besuchte das informative Vulkanmuseum, besichtigte die Trümmer und Krater der letzten Eruption im Jahr 2000 und fuhr mit der Seilbahn auf den Mount Usu, wo ich eine kleine Wanderung um den aktiven (!) Krater unternahm, aufsteigende Dampfwolken erinnern daran, dass der Vulkan schlummert, ein erneuter Ausbruch ist vorprogrammiert, man rechnet ca. alle 30 bis 50 Jahre damit. Ich verspürte schon ein etwas mulmiges Gefühl, als ich halb im Krater stand und mir die ungeheure Kraft einer Eruption vorstellte! Vor meinem Hotel, direkt am See, gibt es ein öffentliches Fuss Onsen, ein überdachter kleiner Pool mit Sitzgelegenheiten, wo man die Füsse in heissem Quellwasser baden kann. Dort traf ich auf drei Deutsche Touristen, und nach dem gemeinsamen Abendessen kauften wir ein paar Dosen Bier und kehrten zurück zum Fuss Onsen, wo wir eine Gruppe von quirligen Japanerinnen kennen lernten, trotz sprachlichen Schwierigkeiten lachten wir viel, ein toller Abend.

In Hakodate verbrachte ich meine letzte Nacht auf Hokkaido, bevor ich am 31. August 2015 mit dem Zug durch den Seikan Tunnel nach Aomori auf Honshu fuhr. Gemäss Lonely Planet ist der Seikan Tunnel der tiefste und längste Unterwassertunnel der Welt! Die Durchfahrt fühlte sich trotz diesen Superlativen aber nicht anders an als jede andere Fahrt durch irgendeinen beliebigen Tunnel 🙂 Der Hafen von Hakodate war einer der ersten in Japan, der sich im Jahr 1854 dem internationalem Handel öffnete, und der Einfluss von den ausländischen Händlern die hier ansiedelten ist in der Stadt nach wie vor an Gebäuden und Kirchen gut erkennbar. Mir wurde bewusst, dass ich schon lange keine Kirche mehr gesehen hatte, nicht dass ich sie vermisst hätte, aber eine interessante Erkenntnis, nach all den Tempeln und Schreinen der vergangenen Wochen.

Jetzt bin ich seit einer über einer Woche in Tokyo, eine Wahnsinnsstadt, dazu später mehr.

Sapporo Brewery Sapporo Pachinko madness, usually all seats are occupied My first success playing "UFO Catcher" machine DSC09387 (Large)DSC09546 (Large) Rishiri-to My couchsurfing host David in Asahikawa, was big fun Otokayama Sake Brewery Museum in Asahikawa Hiking near Furano-dakeAmaëlle and me at Farm TomitaBlue Pond near FuranoSulphur fumarole in Akan National ParkLike a mirror: magnificent Mashu-koPublic foot-bath in Kawayu OnsenTaking a bath in an outdoor onsen (rotenburo) near Kussharo-koBear Mountain, higuma (brown bear) posing for picturesOne of many volcanic craters around Toya-koBeautiful renovated Hakodate Magistrate’s OfficeStreet dance festival in Hakodate