Nach zwei Nächten im absolut enttäuschenden Perth fand ich im nahe gelegenen Fremantle die erhoffte Ruhe und australische Herzlichkeit. Perth habe ich auf Facebook wie folgt beschrieben: “Perth is a shit hole, I’ve never seen so many broken, fucked-up people, unbelievable! The streets are full with homeless people, beggars, alcoholics, drug addicts, stranded backpackers, beings talking to their imaginary friends, strange people everywhere. And my hostel, Kangaroo Inn, was full with such creatures, didn’t meet other travelers. Don’t get me wrong, I’m very tolerant and accept almost everything and everyone, I tried and had a long, more or less interesting conversation with an ex junkie who looked fucking old but was actually one year younger than me, but give me a break, scheiss die Wand an, Perth you suck and stink big times, worst city I’ve ever seen”
Von Fremantle aus besuchte ich selbstverständlich Rottnest Island mit den unglaublich süssen Quokkas. Natürlich machte ich mit den kleinen Pelztieren ein (bzw. viele) Selfie(s), für viele Touristen ist das der Hauptgrund für einen Besuch auf dieser kleinen Insel.
Mein nächster Roadtrip führte mich der einsamen aber eindrücklichen Westküste Australiens entlang. Am 01. April 2016 mietete ich für zwei Wochen ein kleines Auto für mich selbst, ein Hyundai Accent, für läppische 27.- AUD pro Tag. Am ersten Tag fuhr ich der Küste entlang nach Norden zum kleinen Dorf Cervantes und bestaunte The Pinnacles Desert. Während einem Spaziergang durch die kuriosen Kalkstein Formationen wähnte ich mich in einer fremden Welt, die Landschaft sieht echt ausserirdisch aus. Ein Emu schlich kurz nach Sonnenuntergang durch die Steinsäulen, was für ein Anblick, sagenhaft!
Im Hostel in Kalbarri lernte ich Petra und Melanie kennen, beide Mädels kommen aus Deutschland und sind unabhängig voneinander in OZ unterwegs. Mit Melanie wanderte ich durch den Kalbarri National Park, wir unternahmen die 9 km lange Loop Wanderung, topographisch top, aber die Sonne brannte erbarmungslos auf uns herab, meine Güte, wir waren beide dem Hitzetod nahe, es war echt krass heiss.
Am nächsten Tag fuhren wir zu dritt inkl. Surfboard von Petra in meinem Auto nach Denham in der Shark Bay. Die Gegend dort ist super trocken, Sand und Steine überall, ohne Auto ist man aufgeschmissen, alle Hotspots sind (wie in OZ üblich) weit voneinander entfernt. Wir genossen frühmorgens den Sonnenaufgang in Monkey Mia mit der anschliessenden Delphin Fütterung, was in allen Medien als “Dolphin Experience” vermarktet wird. Da standen wir also am Ufer mit hundert anderen Touristen und konnten aus nächster Nähe wilde Delphine beobachten, wie sie im knietiefen Wasser auf die Leckerbissen warteten. Melanie war eine der wenigen Auserwählten, die zu den freiwilligen Helfern ins Wasser waten durfte und eigenhändig einen Delphin füttern durfte; dabei strahlte sie wie ein Honigkuchenpferd! Dass ich und Petra im Hintergrund wild gestikulierend auf sie zeigten, damit sie ausgewählt wurde, hatte sie gar nicht mitbekommen 🙂
Petra und ich fuhren nach zwei Nächten weiter nach Coral Bay, wo wir zwischen atemberaubend schönen Korallen schnorchelten. So schöne, gut erhaltene und farbige Korallen habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, echt toll. Am ersten Abend versuchte mich ein angetrunkener Aussie in die Mechanik der Wettautomaten, die man in vielen Pubs findet, einzuführen, aber es war ein hoffnungsloses Unterfangen, ich scheiterte schon an der komplizierten Benutzeroberfläche und sein Alkoholpegel war auch nicht gerade hilfreich 🙂
Trotz unverschämter Preispolitik buchte ich eine Tagestour auf dem Boot um mit Manta Rochen zu schnorcheln, was sich allemal lohnte, ich erblickte diese perfekt aquadynamisch geformten Rochen zum ersten Mal in meinem Leben. Es hat etwas Zauberhaftes diesen einem Raumschiff ähnelnden Lebewesen zuzuschauen, wie sie elegant über dem Meeresboden entlang gleiten. Beim zweiten Schnorchel Spot konnte ich diverse Schwarzspitzenhaie beobachten, wie sie sich bei einer grossen Koralle von kleinen Fischen putzen liessen, so was habe ich auch noch nie zuvor gesehen, yeah baby!
Der nächste Stop in Exmouth war zugleich auch der nördlichste Punkt meines Roadtrips entlang der Westküste. Zusammen mit Petra erforschte ich den Cape Range National Park, welcher sich viele Kilometer entlang der Westküste erstreckt und das direkt vom Strand aus erreichbare Ningaloo Riff beinhaltet. Wir schnorchelten an diversen Stränden, unter anderem beim Oyster Stack und bei der Turquoise Bay, wo wir schöne Korallen, hundert verschiedene Fische und eine Schildkröte beobachten konnten. Petra erkannte während dem Schnorcheln (!) den Holländer Wim, den wir zwei Tage zuvor in Coral Bay kennen lernten, was für ein Zufall. Mit ihm und weiteren Bekannten aus dem Hostel feierten wir die Friday Night in Exmouth. Es ist sehr amüsant dem kollektiven Besäufnis der Australier zuzuschauen, Freitag Abend ist DIE Nacht wo man Party macht, sich betrinkt, flirtet was das Zeug hält und anschliessend mit dem Pickup nach Hause fährt. Ich hielt mich zurück, da ich am nächsten Tag erneut eine Bootstour gebucht habe, diesmal war der Whale Shark (Walhai) im Visier. Wow, die Begegnung mit dem Manta Rochen ein paar Tage zuvor war schon ein Erlebnis der Spitzenklasse, aber nur knapp drei Meter neben einem 6,5 Meter langen Walhai zu schnorcheln ist schlicht der helle Wahnsinn! Ich sah an diesem Tag fünf verschiedene Walhaie, dank dem über dem Boot kreisenden Flugzeug sprangen wir immer am richtigen Ort ins Wasser, um diese riesigen Fische zu beobachten. (Noch keine Bilder vorhanden: Ich kaufte die Unterwasser-Bilder vom freischaffenden Fotografen an Bord, aber da ich am nächsten Tag früh losfuhr, konnte ich die Bilder nicht persönlich abholen, diese werden direkt an meine Adresse in der Schweiz geschickt.)
Nach drei Nächten in Exmouth fuhr ich alleine zurück Richtung Süden. Am 10. April 2016 fuhr ich ca. 850 km nach Geraldton, wo ich die Nacht verbrachte. Am nächsten Tag fuhr ich weitere ca. 700 km nach Hyden, wo ich am nächsten Morgen den Wave Rock besichtigte. Dieser ist ganz toll, jedoch wirkt er auf den Bildern deutlich grösser als in Realität, aber jä nu, er beeindruckte mich trotzdem, und dank den nahe gelegenen “The Humps” inklusive “Mulka’s Cave” lohnte sich die weite Autofahrt nach Hyden allemal. Die langen Autofahrten überlebte ich dank den “Känguru Chroniken” Audiobooks von Marc-Uwe Kling, diese Kurzgeschichten sind urkomisch, ich amüsierte mich während den vielen Stunden im Auto köstlich, die Zeit verflog wie im Flug.
Danach fuhr ich weiter der Süd-West-Küste antlang, über Albany nach Margaret River, wo ich die letzten beiden Nächte in Western Australia verbrachte. Meine Unterkunft in Margaret River war voll genial: ein umgebauter Zirkuswagen auf einer Organic Farm, gefunden über Airbnb. Natürlich unternahm ich eine Winery Tour um diverse Weingüter und eine Bierbrauerei rund um Margaret River zu besuchen, ich liebe solche Touren, man trifft immer auf interessante Menschen und je länger die Tour dauert desto lustiger werden die Gespräche 🙂
Am 15. April 2016 flog ich nach meinem zweiten Roadtrip in OZ von Perth nach Sydney. Insgesamt fuhr ich während den zwei Wochen in Western Australia knapp 5’000 km, die Distanzen sind einfach unglaublich gross.